Pearl Jam – Backspacer

(c) Steve Gullick

Seit dem grandiosen Debütalbum „Ten“ (1991), das 13fach Platin abräumte, lieferten die Grunge-Helden Pearl Jam zwar noch die eine oder andere starke Scheibe, dennoch gingen die Verkaufszahlen stetig nach unten und seit der Jahrtausendwende erreichte kein Album mehr Verkaufszahlen von über einer Million. Diesem Gefälle versuchen Eddie Vedder und Co. nun mit „Backspacer“ entgegen zu steuern und haben sich dafür richtig ins Zeug gelegt.

Schon der Opener „Gonna See My Friend“ macht deutlich, dass sich da seit den letzten beiden Alben etwas getan haben muss. Der Track ist schnell, rockig, einnehmend und mit starken Vocals ausgestattet. In ähnlicher Manier geht es mit „Got Some“ weiter, das herausfordernd und mitreißend zugleich ist. Die erste Single von „Backspacer“ ist das flotte „The Fixer“, wobei Eddie fühlbar Spaß am Singen hat und seiner einzigartigen Röhre alles abverlangt. „Johnny Guitar“ überzeugt mit Spitzenlyrics, Rock und einem Eddie Vedder in absoluter Höchstform. Anschließend folgt die erste ruhige Phase. Bei der Ballade „Just Breathe“ kann man durchatmen und zu Flötenklängen und Akustikgitarre ausspannen. „Amongst The Waves“ besinnt sich früherer Tage, man bekommt nach einigen treibenden Songs eine volle Breitseite Pearl Jam inklusive Gitarrensolo verpasst.

Ganz ruhig und minimalistisch beginnt „Unthought Known“, das sich im Laufe der vier Minuten aber immer weiter steigert und zum zügellosen Rocksong wird. Wo die Zügel schon mal fahren gelassen werden, kann man sich gleich in das schnelle und chaotische „Supersonic“ stürzen, in dem sich Drummer Matt Cameron so richtig austobt. Nach dem ersten Durchlauf mutet „Speed Of Sound“ ausgesprochen paradox an, da man sich bei so einem Titel eigentlich eine schnelle Nummer vorstellt. Überhaupt ist dieser sehr gemütliche Song eher ein Einzelgänger auf „Backspacer“, weil der eigentümliche Stil und Sound irgendwie aus dem Rahmen fällt. Ganz anders steht es da um „Force Of Nature“, das einfach alles hat, was man sich von einem Pearl-Jam-Song vorstellt. Ohne es zu merken wird man immer mehr gepackt und muss einfach mitgehen. Den Abschluss macht – nomen est omen – „The End“, die zweite Akustikballade auf dem Album, und was für eine! Vedder grandios, traurig, wunderschön, einfach Gänsehaut pur – ein nachdenklicher Abgang.

Es ist wirklich erleichternd zu wissen, dass Pearl Jam nach einigen Durststrecken schon vor dem 20jährigen Bandjubiläum 2011 wieder in der Lage sind ihr gewaltiges Potential voll auszunützen. Klasse Songwriting, perfekt eingespielte Tracks und Vedder-Gesang vom Feinsten machen aus „Backspacer“ braucht zwar, wie die meisten Alben von Pearl Jam, ein wenig Anlaufzeit, ist aber vielleicht das beste Album, das die Grunge-Veteranen im neuen Jahrtausend fabriziert haben.

VÖ: 18.09.2009
Universal Music
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Gastreview von Martin Begle // Demonic-Nights.at