Island Of Love – Island Of Love

Island Of Love
(c) Cole Quinn-Quirke

Sie waren der zweite Act (nach Jack White selbst), die in der neuen Londoner Location seines Plattenladens Third Man Records auftraten, und die erste Band, die der britischer Ableger der gleichnamigen Plattenfirma unter Vertrag nahm. Island Of Love haben aber musikalisch recht wenig mit dem Sound des Chefs gemein und verstehen sich stattdessen auf eine Mischung aus Alternative und Indie, wie sie Ende der 80er und Anfang der 90er von Hüsker Dü und Dinosaur Jr. popularisiert wurde. Das erste Album heißt wie die Band und nimmt keine Gefangenen.

Ein Fünfminüter zu Beginn trennt die sprichwörtliche Spreu vom Weizen und bringt zugleich den Sound von Island Of Love auf den Punkt. „Big Whale“ lebt von seinen Hooks, die in Noise und Distortion förmlich ersaufen – forsch und zugleich sofort im Ohr. Die missmutigen und doch recht energischen Vocals passen natürlich ins Bild. Zur Halbzeit bricht der Track in sich zusammen, baut neu auf und schleppt sich ins Ziel. Auch „It Was All OK Forever“, der ähnlich lange Rausschmeißer, spielt mit Stimmungen, Tempi und Intensität, dreht den Spieß jedoch um. Wenn letztlich die Stimmung überkochen darf, dann mit aller gebotener und charmanter Vehemenz.

Das Doppel „Grow“ und „Blues 2000“, das live gerne hintereinander gespielt wird und sogar ein gemeinsames Video erhielt, zeigt die getriebene Stärke von Island Of Love. Ersterer Song geht schroff nach vorne und hat doch seine feinsinnigen Melodien, während die kurze Fortsetzung vor allem auf instrumentale Schleifen und nahezu punkiges Tempo setzt – ein echtes Powerhouse. In „Losing Streak“ kommt der gesamte Grant auf die Welt durch, herrlich reduziert und ruppig, aber doch harmonisch. Davon kann „Fed Rock“ ein Lied singen, schraubt das Tempo zwischenzeitlich in atemberaubende Höhen und rollt dann feinsinnige Melodien aus. Dass „Charles“ wie eine Pearl Jam-Halb-Ballade beginnt und dann Richtung PUP abdreht, unterhält ebenso.

Letztlich ist auch das die große Stärke einer Platte, die eben nicht wie aus einem Guss klingt, und doch in sich von hinten bis vorne stimmig ist. Woher Island Of Love ihre Inspiration beziehen, lässt sich kaum überhören. Pop-Appeal kollidiert mit Stahlkanten und ungeschliffener Präsentation, geht sofort ins Ohr und kreuzt die alternative Früh-90er-Szene mit eigener Handschaft. „Island Of Love“ ist ein Einstand nach Maß, der einfach nur Spaß macht, dem man sich ebenso wenig entziehen kann – eigentümlicher und zugleich verträglicher Rock, der schon jetzt Vorfreude auf die nächsten Konzerte weckt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.05.2023
Erhältlich über: Third Man Records (Membran)

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