Benzin – Streichholzschachtelmasterplan
Auf ihren beiden bisherigen Alben haben sich Benzin aus Ulm ein wenig in Richtung Deutschpunk-Oberliga gespielt, ohne allerdings vollends Fuß fassen zu können. Der Drittling „Streichholzschachtelmasterplan“ dürfte allerdings den Sprung ins nationale Spitzenfeld bedeuten. Eine Erweiterung des musikalischen Spielplatzes geht also mit einem möglichst sperrigen Albumtitel Hand in Hand – muss ja funktioniert. Quasi.
Die Vocals wirken neuerdings voller, weitergefasst. Bereits der Opener „Stopp“ lässt durchaus Beatsteaks-Parallelen zu, auch wenn das Arrangement sehr punkig wirkt. Neben dem deutlich abwechslungsreicheren Gesang zeigen sich Benzin auch musikalisch deutlich gereift. „Bewegung“ arbeitet verstärkt mit klassischen Rock’n’Roll-Elemente – eine starke erste Single. Auch die witzige Hymne „Indiestar“ mit Mitsing-Teil ist mittlerweile alles andere als ein Fremdkörper. Die Ulmer haben sich gefunden.
Natürlich punken sie weiterhin fleißig und hegen deutliche Ambitionen in die Fußstapfen der frisch verschiedenen Muff Potter zu treten, sowohl musikalisch („Mein Chaos ist dein Chaos“) als auch textlich („Ich ich ich“) – auch wenn es dorthin noch ein weiter Weg ist. So lang das allerdings so ergreifend und roh wie bei „Fünfzehn“ funktioniert, sollten sämtliche Türen offenstehen.
„Streichholzschachtelmasterplan“ ist der erwartete große Wurf, eine Leistungsexplosion, ein Eintauchen in eine breitere Rockwelt, die zwar immer noch Deutschpunk ins Zentrum steht, rundherum aber ein ebenso hitverdächtiges Crossover-Konzept aufbaut. Anders gesagt: Benzin sind für höheres berufen.
VÖ: 19.02.2010
mossBEACH music (Rough Trade Distribution)
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