Gorillaz – Plastic Beach

Wollten sich die Gorillaz nicht eigentlich auflösen? Zugegeben, das Verwirrspiel um Jamie Hewletts und Damon Albarns Comic-Band nahm in den letzten Jahren teils bizarre Dimensionen an. Nun ist das neue Album „Plastic Beach“ da. Kein wirklicher Hit, dafür eine kilometerlange Gästeliste. Funktioniert.

Mit Prominenz im Sekundentakt macht sich noch lange kein gutes Album. Es bedarf der richtigen Songs, der Einsatzfreude aller beteiligten Parteien und natürlich – wenn man an das Projekt Gesamtkunstwerk denkt – eine homogene, in sich greifende Arrangierung der Tracks. All diese Punkte erfüllt „Plastic Beach“ – Albarn ist und bleibt ein Genie. So lässt er im Opener „Welcome To The Plastic Beach“ Snoop Dogg zu einem herrlich nervigen Backingtrack nerven, während er für den Titeltrack Mick Jones und Paul Simonon von The Clash zur ersten gemeinsamen Aufnahme seit zweieinhalb Dekaden bewegt.

Echte Hits, wie es „Feel Good Inc.“ und „Clint Eastwood“ waren, sucht man jedoch vergebens. Die Ohrwürmer auf „Plastic Beach“ schleichen sich hinterrücks an, beispielsweise wenn ein Bobby Womack in der aktuellen Single „Stylo“ sein mächtiges Organ erhebt, oder wenn sich Kano und Bashy zu einem äußerst penetranten Sample die Rhymes in „White Flag“ um die Ohren schießen. Da fallen auch ein Mark E. Smith, ein Lou Reed oder De La Soul („Superfast Jellyfish“ enttäuscht sogar mit seinem Plastik-Antlitz inklusive Wegwerf-Melodie).

Es sind Soul und Urban, die „Plastic Beach“ dominieren, die das melancholische „Cloud Of Unknowing“ (einmal mehr mit Bobby Womack) und den verspielten Albarn-Alleingang „Rhinestone Eyes“ zu schlichten wie nachhaltigen Liebkindern machen. Fast wie ein Readymade. Auch ohne potentielle Chartstürmer ist „Plastic Beach“ der vorläufige Höhepunkt des Albarn’schen Gorillaz-Kosmos. Selten hat das Tänzeln vor, auf, neben und hinter dem Zeitgeist so gut unterhalten.

VÖ: 05.03.2010
Virgin Records (EMI Music)
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