Voodoo Beach – Wonderful Life

Voodoo Beach
(c) Katja Strempel

Voodoo Beach standen vor dem Abgrund. Nach mehreren Line-up-Wechseln stand der harte Kern um Drummerin Josephine Oleak und Bassist John-H. Karsten plötzlich ohne Sängerin und Gitarristin da, wollte die Band schon zu Grabe tragen. 18th Day-Gründungsmitglied Heike Rädeker bekam davon Wind, schloss sich dem Duo sofort an und sorgte für die erhoffte Rettung. Nicht nur das, in dieser neuen Besetzung sprudelten die Ideen geradezu aus Voodoo Beach heraus und hievten den ohnehin offenen Sound in neue Sphären. „Wonderful Life“ gibt sich experimenteller und zugänglicher denn je.

Bereits das eröffnende „Fremde Fenster“ zeigt schön, wohin die Reise geht. Die finstere, Gothic-taugliche Schlagseite von Post Punk trifft auf Alternative und Psychedelia, während Rädeker mit eindrucksvoller Präsenz den Takt angibt. In der Zwischenzeit spielt sich die Rhythmusabteilung in einen Rausch, bis das Finale schließlich in sich zusammensackt. Das Post-Präfix hat in „Meine Seele“ seinen größten Auftritt. Gemeinsam mit Hendrik Otremba von Messer entsteht düstere Beklemmung mit leichtem Bauhaus-Charme, von drastischen Gesten und unheimlicher Aura begleitet. Der Bass brennt unter den Fingernägeln.

Otremba ist nicht der einzige Gast auf diesem Album. John Moods mischt im stoischen Titelsong „Wonderful Life“ mit – fast schon meditativ und reduziert mit einer kunstvollen Art-Rock-Coda. „Die Hand“ präsentiert sich zwischen den Stühlen, gibt sich noisig und aufbrausend, liest zugleich den Kaffeesatz zwischen den Zeilen. Rädeker wirkt angepisst und lang beherzt zu. Das folgende „Meine Freunde“ bietet sich nich nur ob der ausgedehnten Spielzeit für psychedelische Ausritte an. Schwerfällige Leichtigkeit ist in diesem Fall kein Widerspruch, sondern verführerische Kunst mit ganz feinen Texturen.

Heike Rädeker erweist sich als Glücksfall für Voodoo Beach, die nicht nur wie eine deutlich stärkere Band rüberkommen, sondern zudem fantastische Songs schreiben. Selbst in seinen forschenden, vorsichtig nach vorne tastenden Momenten wirkt „Wonderful Life“ wie ein Album von Routiniers, die blindes Verständnis an den Tag legen und dieses in allerlei kreative Experimente ummünzen. Mehr Düsternis, aber auch mehr Urgewalt, begleitet von feinsinnigen Texturen und endlosen Klangreisen – die Zutaten für das erste gemeinsame Werk passen prima zusammen und bieten zudem hohen Unterhaltungswert. Ein Glück, dass es Voodoo Beach weiterhin gibt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.12.2023
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)

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