Blur – The Ballad Of Darren

Blur
(c) Reuben Bastienne-Lewis

Blur-Alben mögen eine seltene Freude geworden sein, doch wenn die Terminkalender von Damon Albarn, Graham Coxon, Alex James und Dave Rowntree einmal zueinanderfinden, entsteht bei den Britpop-Großmeistern immer noch Magie. Acht Jahre nach „The Magic Whip“ wollen es die Mitt- bis Endfünfziger noch einmal wissen. Demos entstanden während einer Gorillaz-Tour, bei den Aufnahmen konnte man sich wiederholt gegenseitig überraschen. „The Ballad Of Darren“ geht für die Band als Kommentar und Reflektion zur Gegenwart durch, ein Spiel mit den richtigen Emotionen und Absichten.

Was sich womöglich hochtrabend ließ, weiß von der ersten Sekunde an zu unterhalten. Den Auftakt macht der Quasi-Titeltrack „The Ballad“, der in Urversionen bereits vor einem Vierteljahrhundert umhergeisterte. Darren ist der ehemalige Band- und heutige Albarn-Bodyguard, der den Frontmann seit Ewigkeiten zur Fertigstellung des Tracks ermutigte. Wunderbar elegische, schleppende und doch stets zwingende Klänge treffen auf cineastische Soundscapes – ein herrliches Spiel mit Stimmungen, das etwas später in „Far Away Island“ erneut aufgegriffen wird. Tiefenentspannte Sehnsucht erinnert – mehr den je im Blur-Umfeld – an die Gorillaz, bloß deutlich reduzierter, einfach nur schön.

Den Sound dieser Platte umreißen die ersten beiden Singles wunderbar: „The Narcissist“ braucht eine ganze Weile, um seine Schönheit zu entfalten. Geschickt wurden mehrere Spuren und Harmonien aufgetürmt, gerade der Gesang dieser samtig fließenden Nummer strahlt pure Magie aus. Hingegen gibt sich „St. Charles Square“ so vorwitzig, rockig, beinahe dreckig wie auf den ersten Alben der Band. Es ist ein Querverweis auf die alten Hits, bloß mit frischem Wind eingespielt. Das folgende „Barbaric“ zeigt sich ähnlich amüsiert und amüsant, bloß in sich ruhend – der goldene Mittelweg, eingängig, lebhaft und doch butterweich. „The Heights“ beschließt die Platte, von Distortion und Effekten umgeben. Albarns Stimme arbeitet sich vorsichtig aus dem Dickicht, bevor noisiges Chaos übernimmt.

Was auch immer man sich von einer neuen Blur-Platte erwartet hat, es findet sich auf „The Ballad Of Darren“ wieder und bestitzt zugleich einen angenehmen, nicht von der Hand zu weisenden roten Faden. Diese 36 Minuten befinden sich im konstanten Fluss, charmant und doch eindringlich. Sehr viele ruhige Momente führen auf die falsche Alterswerk-Fährte, doch steckt auch in dieser Platte unheimlich viel Spielwitz, von zahlreichen Details und einzelnen herrlich ausgelassenen Momenten geschickt akzentuiert. Mehr als drei Jahrzehnte nach ihrem Einstand zeigen sich Blur von ihrer besten Seite mit einem hochgradig musikalischen, eindringlichen Album, das noch lange nachhallen wird.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.07.2023
Erhältlich über: Parlophone Records (Warner Music)

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