Beach Rats – Rat Beat
Veteranen lärmen lauter: Im vermeintlich fortgeschrittenen Alter tun sich Mitglieder von Bad Religion, Lifetime und Bouncing Souls zusammen, um eine lupenreine Hardcore-Punk-Platte aufzunehmen. Bereits die erste EP von Beach Rats war ein voller Erfolg, ein paar kurze Live-Auftritte sollten folgen. Nach der Zwangspause spielte man ein komplettes Album an nur einem Tag ein. Das Ergebnis ist laut, ungehobelt und doch verhalten eingängig, eine Zeitreise der ruppigen Art. „Rat Beat“ fällt mit Anlauf in den Jungbrunnen.
In unter 22 Minuten peitschen sie die zwölf Tracks durch, schnörkellos und möglichst druckvoll. Der Titelsong „Rat Beat“ bringt die unterhaltsame Eigensinnigkeit auf den Punkt. So überschlagen sich die Vocals beinahe, ohne jemals auf Schreien oder Growls zu setzen. Stattdessen mischen sich kurze, melodische Passagen unter das Hardcore-Bollwerk, das ein wenig Minor Threat mit Cali-Punk paart – angesichts der beteiligten Musiker kein Wunder. „Blown To Bits“ hat fast schon was von Radio-Charme, zumindest bis sich ein imaginärer Schalter umlegt und die Geschwindigkeit nach oben in Hardcore-Gefilde geschraubt wird … ohne die 80-Sekunde-Marke zu überschreiten.
Überhaupt gibt es nur zwei Songs, welche es (deutlich) über zwei Minuten aushalten. Der zunächst schwerfällige Rausschmeißer „Fuck You Dad“ deutet bleierne Wucht an, nur um richtig grantig und scharfkantig abzuheben. Jugendliche Rotzigkeit erinnert an die Anfänge des Genres, die fünf Musiker grüßen ihre eigene Jugend. Das gilt auch für „Clorox Boys“, dessen Gemächlichkeit mit schrubbendem Bass ebenfalls zu unterhalten weiß – ein seltener, nahezu durchgängig melodischer Exkurs. Das Eröffnungsdoppel „Bikes Out!“ und „Dress For Sick Sesh“ trägt die ungestüme Attitüde gelebter Nostalgie hingegen bereits im wortgewitzten Titel.
Beach Rats zocken exakt das, was man sich von ihnen erwartet – geradlinig, schnörkellos, schroff und mit einer gesunden Portion Nostalgie ausgestattet, ohne sich von selbiger verklären zu lassen. Klassischer, ungeschliffener Hardcore Punk mit doppeltem Melodik-Boden treibt „Rat Beat“ vor sich her und kniet sich kräftig in retrolastige Untiefen rein. Angesichts der beteiligten Musiker und der bereits guten ersten EP sollte hieran nichts überraschen: Beach Rats vertonen ihre musikalische Früherziehung mit wachsender Begeisterung und lassen an diesem vergnüglichen Erstling gerne teilhaben.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.07.2022
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)
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