Crystal Castles – Crystal Castles (II)
Crystal Castles bei einem Majorlabel? Ja, genau DIE Crystal Castles. Das kompromisslose Electro-Duo aus Kanada, bei dem sich aggressive Noise-Landschaften und feinsinnige, butterweiche Klänge mit einem Hauch von Pop die Klinke in die Hand geben. Ob Alice Glass und Ethan Kath nun ruhiger und konventioneller werden? Mitnichten, denn ihr zweites Album „Crystal Castles“ trägt nicht nur den gleichen Titel wie sein Vorgänger, sondern kratzt und beißt sich ähnlich kompromisslos fest.
Der chaotische Opener „Fainting Spells“, die eingängige Single „Celestica“ und der kurzweilige Noisebrocken „Doe Deer“ („Alice Practice“ lässt grüßen) lassen keinerlei Zweifel offen – hier hat sich niemand verbogen. Im Gegenteil, Crystal Castles bekennen sich mutiger zu den Extremen in ihrem Sound, produzieren ihre Songs gleichzeitig aber auch ‚aus‘, denken ihre Songideen fertig. Entsprechend wirken „Violent Dreams“ und das großartige Platnium Blonde-Cover „Not In Love“ heimeliger, sauberer und doch gewohnt kauzig. Eben zu Ende gedacht.
Natürlich gibt es im kanadischen Klangkosmos weiterhin kleinere Überraschungen. „Bapitsm“ setzt auf typisch aufgeblasene 90s-Synthis, die mit dem 8-Bit-Wahnsinn zu konkurrieren versuchen. „Vietnam“ wirkt in seiner treibenden Schlichtheit beinahe progressiv, während das wuchtige „Year Of Silence“ erfolgreich den Vocal-Track von Sigur Rós‘ „Inní Mér Syngur Vitleysingur“ in einen unnachgiebigen Stomper einbaut – genialer Move.
Kein Füllmaterial, sondern 53 Minuten Experimente und hitähnliche Songschemata satt – Crystal Castles wagen den richtigen Schritt nach vorne zur richtigen Zeit. Ohne etwaige Falten glatt zu bügeln, wirken auch die kakophonischen Noise-Attacken betont ausgewogen und ‚fertig‘. Runde Sache, dieses zweite selbstbetitelte Album.
VÖ: 21.05.2010
Fiction Records (Universal Music)
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