Markus Schulz – Do You Dream?
Fast drei Jahre hat Markus Schulz die Trance-Gemeinde auf sein langersehntes neues Artistalbum warten lassen. Drei Jahre, in denen der deutschstämmige Produzent und DJ natürlich nicht untätig war, sondern stolze drei City-Mixcompilations sowie den Longplayer „Thoughts Become Things“ unter seinem Alias Dakota auf den Markt brachte. Ganz nebenbei arbeitete er auch noch an frischem Markus Schulz-Material. Davon sind jetzt sechzehn neue Tracks auf „Do You Dream?“ erschienen.
Nachdem das sphärische Intro „Alpha State“ für die passende Stimmung gesorgt hat, setzt die tiefe Bassline von „Away“ ein. Die progressive Clubnummer lebt vor allem von der markant-maskulinen Stimme von Sir Adrian – nur einem von insgesamt acht Gastvokalisten, die Markus Schulz für „Do You Dream?“ gewinnen konnte. Carey „Khaz“ Stansfield, beispielsweise, war bereits auf den letzten beiden Alben dabei und ist diesmal auf gleich zwei neuen Produktionen zu hören: Das Uplifting-lastige „Dark Heart Waiting“ überzeugte schon als Vorabsingle, während sich „Last Man Standing“ als Downtempo-Stück mit rockigen Einflüssen vergleichsweise schwer tut. Jennifer Rene haucht beim vorab kräftig gehypten „Not The Same“ ins Mikro, Ana Criado bringt mit dem hinreißend zarten „Surreal“ den Zauber der guten alten „First Time“-Tage zurück, bevor Susana dem ungewöhnlich kommerziellen, jedoch äußerst eingängigen Pop-Trancer „Unsaid“ ihren Stempel aufdrückt. Das Remake von Cass & Slides Klassiker „Perception“, das sich erstaunlich nah am Original orientiert, sang hingegen keine Geringere als Szeneliebling Justine Suissa von OceanLab ein.
Neben all den etablierten Sängern und Sängerinnen stellt Markus Schulz mit Angelique Bergere aber auch ein bislang unentdecktes Talent vor. Während die Newcomerin aus Miami beim Vocoder-durchtränkten, typischen Schulz-Trancer „Lifted“ noch ein wenig gefühlskalt klingt, nimmt sie die Hörer bei der Chillout-trifft-Drum’n’Bass-Nummer „Lightwave“ mit sirenenartigen Gesängen und einem Hauch von Enya direkt gefangen. Trotz der hohen Vocaldichte hat Markus Schulz seine klassischen Instrumental-Tracks natürlich nicht vergessen, selbst wenn sie auf „Do You Dream?“ in der Unterzahl sind. Da wären zum einen die epischen Trance-Hymnen in Form der beiden Single-Hits „The New World“ und „Do You Dream“ – einfach perfekt gemacht für große Events. Neu hinzugekommen sind die stilistisch ähnlichen, aber nicht weniger mitreißenden Produktionen „Rain“ und „What Could Have Been“ sowie das etwas progressivere „65.4 Hz“. Der melancholische Ausklang des Albums heißt dann passenderweise „Goodbye“, eine Zusammenarbeit mit Max Graham und Sängerin Jessica Riddle.
Das Warten hat sich also gelohnt: „Do You Dream?“ ist Markus Schulz‘ bislang vielseitigstes Artistalbum, mit dem er sich als Produzent hörbar weiterentwickelt hat. Der charakteristische, düstere Progressive-Sound steht zwar weniger im Mittelpunkt als bei den Vorgängern „Without You Near“ und „Progression“, allerdings klingt das Gesamtergebnis dadurch noch ausgewogener und abwechslungsreicher. Anecken könnte der gestiegene Anteil an Vocals, wobei dieser Kritikpunkt angesichts der hochkarätigen Gäste und erstklassigen Kollaborationen wie „Surreal“, „Not The Same“ oder „Perception“ eigentlich unbegründet ist. Kurzum, ein starkes Trance-Album mit kleinen Schönheitsfehlern, über die man jedoch problemlos hinwegsehen kann.
VÖ: bereits erschienen
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