Diana Vickers – Songs From The Tainted Cherry Tree
Mit einer Mischung aus Talent und liebenswert-schrulligem Charme hat Diana Vickers das britische „The X Factor“-Publikum im Sturm erobert. Am Ende setzte sich zwar Alexandra Burke durch, doch auch als Viertplatzierte landete Diana mit Single und Album gleich zweimal an der Chartspitze. Bei uns hat die 19-Jährige dagegen deutlich schlechtere Startbedingungen. Sony wagt trotzdem einen Versuch und veröffentlicht nahezu unbemerkt ihr Erstlingswerk „Songs From The Tainted Cherry Tree“.
„Once“, die besagte Nr. 1-Debütsingle, stammt aus den hiterprobten Federn von Cathy Dennis (Kylie Minogue, Katy Perry u. a.) und Eg White (Adele, Duffy u. a.) und macht als energiegeladener Pop-Rock-Auftakt mit einer fast schon zu simplen Hookline Lust auf mehr. Mit „Remake Me And You“, mitgeschrieben von Ellie Goulding und Guy Sigsworth, legt Diana im Anschluss einen verqueren Electro-Popper nach, der hier und da an Sophie Ellis-Bextor erinnert, jedoch ein paar Durchläufe mehr braucht. Die zweite Auskopplung „The Boy Who Murdered Love“ kann dank hochgradig ansteckendem, gitarrenlastigem Refrain hingegen wieder auf Anhieb überzeugen.
Ja, so wünscht man sich unkomplizierte, aber eben nicht trashige Popmusik. Und tatsächlich gibt es davon auf „Songs From The Tainted Cherry Tree“ noch eine ganze Reihe. „You’ll Never Get To Heaven“, beispielsweise, klebt mit zuckersüßen Synthi-Sounds von Ellie Gouldings Producer Starsmith im Ohr, während die schnellen Beats von „My Hip“ (mit Trompeteneinlage von Diana) automatisch zum Mitwippen animieren. Auch „Hit“, ein mutiges Indie-Electro-Cover von Björks früherer Band The Sugarcubes, ist überraschend gut gelungen. Verzichtbar wäre das leichtfüßige, aber nervtötende „Jumping Into Rivers“ gewesen – trotz Goulding und Sigsworth ein Füller.
Als Kontrast zum Uptempo-Material nahm Diana natürlich auch eine Handvoll Balladen auf. Da wären die naiv-verträumten Schnulzen wie „Four Leaf Clover“ und „N.U.M.B.“, das etwas plätschernde „Me & You“ im Akustikgewand oder auch das etwas rauere „Notice“ im Stil von Dolores O’Riordan – alles durchaus gefällig, keine Frage. Großes Kino bietet allerdings nur „Put It Back Together“, beigesteuert von Singer/Songwriterin Nerina Pallot, die auch die Backingvocals übernahm: eine erdig arrangierte, fast zeitlose Popkomposition mit einem Hauch Folk, der man gebannt zuhört. Die unscheinbare Synthi-Ballade „Chasing You“ rundet das Album schließlich ab.
Fazit: Dank der hochkarätigen Hilfe von Songschreibern wie Dennis, Pallot, Sigsworth & Co. gelang Diana Vickers mit „Songs From The Tainted Cherry Tree“ ein modernes Popdebüt, auf dem sie sich in verschiedenen Stilrichtungen ausprobieren konnte. Auf rockige Ohrwürmer folgt quirliger Electro-Pop, dann wieder eine folkige Ballade. Dadurch wirkt das Album zwar einerseits vielseitig, mitunter aber auch recht zusammengewürfelt. Einen roten Faden gibt es dennoch: Dianas eigenwilligen (und polarisierenden) Gesangsstil, der gewöhnungsbedürftig kehlig, aber gleichzeitig leicht und mädchenhaft klingt. Eine kunterbunte, sympathische UK-Popsong-Sammlung!
VÖ: 06.08.2010
RCA Int. (Sony Music)
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