Neaera – Forging The Eclipse

Neaera

Nach ihrem kometenhaften Aufstieg an die Speerspitze der deutschen Melodic Death Metal-Szene mussten Neaera letztes Jahr einen ersten Dämpfer hinnehmen. „Omnicide – Creation Unleashed“ mit seinem deutlich trockeneren Sound und dem deutlich höheren Härtegrad wurde sehr gemischt aufgenommen, nicht zuletzt wegen der verstärkten Einbettung von Black Metal-Elementen. „Forging The Eclipse“ löst sich davon zwar nicht komplett, kehrt aber gleichzeitig die etwas vernachlässigte melodische Seite der fünf Münsteraner hervor.

Es ist nicht zu überhören, dass die Mischung beider Welten Neaera zu Höchstleistungen anspornt. Nach einem kurzen Intro dreht „Heaven’s Descent“ mächtig auf und reitet durch ein Dickicht an wütenden Drumrolls, Benny Hillekes gewohnt fiesem Mix aus spitzen Screams und gutturalen Growls, und schneidenden Gitarrenwänden – Heaven Shall Burn lassen grüßen, ohne hier allerdings auf Plagiat pochen zu müssen. Längst haben sich Neaera ihren Platz an der Sonne erkämpft, bilden gemeinsam mit den Chronisten des Ikonoklasmus die Speerspitze der deutschen Todesstahlszene.

Die Black Metal-Einflüsse des Vorgängers bleiben erhalten, werden nun aber geschickter in die Songs eingebaut. „Eight Thousand Sorrows Deep“ beispielsweise rasselt fies und düster los, ist quasi „all over the place“, nur um auf dem Höhepunkt einen waschechten Bolt Thrower-Groovepart aufzuziehen. In „Arise Black Vengeance“ hat man sogar einen typischen BM-Songtitel aus dem Kaninchen gezaubert, nur um darin zahlreiche melodische Momente einzubauen.

Meckern gilt ab sofort nicht mehr. Wem „Armamentarium“ und dessen Vorgänger zu melodisch waren, wird hier fündig. Wem „Omnicide – Creation Unleashed“ zu trocken und schwarzmetallisch war, wird auf „Forging The Eclipse“ ebenfalls fündig. Alexander Dietz, Andy Classen und Tue Madsen haben die zehn Songs (plus zwei Instrumentals) amtlich veredelt mit einem druckvollen, alles für sich einnehmenden Sound. Neaera sind zurück in der Spur mit einem der besten deutschen Death Metal-Alben des Jahres. Konkurrenten um diesen Titel? Natürlich Heaven Shall Burn.

VÖ: 22.10.2010
Metal Blade (Sony Music)

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