Aristillus – Devoured Trees & Crystal Skies
Es ist eine Geschichte wie aus einem Brüllwürfel-Märchen, die die Entstehung des Aristillus-Debütalbums „Devoured Trees & Crystal Skies“ zusammenfasst. Als 16jähriger war Frontmann Simon Bergseth Cover-Falter beim norwegischen Top-Indie-Label Fysisk Format und hat dabei jedem, der gerade im selben Raum war, Songs seiner eigenen Band vorgespielt. Anfangs noch verlacht, durften seine Jungs schließlich mit Haust-Mastermind Ruben Willem innerhalb von zwei Tagen ein monströses Album einspielen, das nicht umsonst mit Größen wie Kaospilot oder JR Ewing verglichen wird. Nebenbei: Nur einer der vier Aristillaten ist volljährig.
Wie die vier Youngsters auf „Devoured Trees & Crystal Skies“ abgehen, sorgt für Verwunderung. Sind das tatsächlich Newcomer, die – ganz nebenbei – Norwegens Post-Hardcore-Landschaft revolutionieren? „Dying, Keep Dying“ wirkt von der ersten bis zur letzten Sekunde explosiv, lebt von Bergseths fiesen Shouts mit gelegentlich ‚gesprochenen‘ Abschnitten und kratzbürstig ausgerichteten Gitarren. Breakdowns hingegen werden ignoriert, melodisches Innehalten kultiviert – ein trotz aller Härte überraschend eingängiges Konzept, das sich in „Neurotic“ fortsetzt und mit einem Hauch von Gesang erst recht verfeinert wird.
Post-Hardcore – hier mit Screamo- und Punk-Elementen angenehm verfeinert – geht eigentlich nur bedingt als rifflastiges Genre durch. Nicht so bei Aristillus, die in „Thru This Plague“ feine Melodiebögen mit dezentem Underoath-Touch spannen, während in „Colour The Hope“ sogar (Math-)Rock-Wahnsinn und ein wenig US-Alternative Metal-Geschepper durchkommt. In „When The Flower Grows“ tauchen dann doch Breakdowns auf – ein spätes Zugeständnis, das jedoch aufgrund mit geshouteter Gehässigkeit und stark verzerrten Gitarren zu einer Stärke umgewandelt wird; peitschende Drums natürlich inklusive und damit ein herrlicher Gegenpol zum beinahe nachdenklichen Finale in Form von „W.S.T.F.O“.
Man kann es gar nicht oft genug sagen: Die vier Norweger Aristillus sind Teenager, Newcomer, Debütanten. Entsprechend ungestüm wirkt „Devoured Trees & Crystal Skies“ auch, jedoch keineswegs auf unangenehme Art und Weise. Mit einer unglaublichen Energieleistung peitschen die Jungspunde durch ein wahnwitziges Album an fantastischen Arrangements, wütenden Gitarrenattacken und unheimlich fiesen Vocals. Die neue Post-Hardcore-Hoffnung Norwegens? Geschenkt, denn von diesem angenehm kranken Debüt können sich auch britische und amerikanische Kollegen gleich mehrere Scheiben abschneiden – höchst beeindruckend.
VÖ: 03.06.2011
Fysisk Format (Cargo Records)
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