Machine Head – Unto The Locust

Machine Head

Die illustre Karriere der US-Thrasher Machine Head wird vor allem an zwei epischen Alben festgemacht: ihr Debüt „Burn My Eyes“ und ihr bislang letztes, 2007 erschienenes Werk „The Blackening“ mit epischen, überlangen Songs und dem Beweis, das man auch nach 15 Jahren on the road immer noch überlebensgroße Songs schreiben kann. „Unto The Locust“ kommt nun die unbequeme Aufgabe des Follow-Ups auf eines der besten Metal-Alben des vergangenen Jahrzehnts zu. Aber aufgepasst: Wo man im Normalfall eigentlich nur verlieren kann, basteln Machine Head ein weiteres Überalbum mit sieben packenden, abwechslungsreichen Songs und kleineren, durchaus überraschenden Experimenten.

Bereits der Opener fällt mehr als nur beeindruckend aus. „I Am Hell (Sonata In C#)“ ist ein dreiteiliges Monster, dessen ersten zwei Minuten von lateinischen Chants und einem doomigen, tonnenschweren Triptykon-Riff dominiert werden. Binnen Sekunden legen Machine Head den Schalter um, drücken auf die Tube und schälen einen hochgradig eingängigen Refrain aus dem Geschwindigkeitsrausch. Und dann sind da noch semi-akustische Einflüsse, beißende Soli und ein erneut doomiger Abgang, der das eröffnende Riff ein wenig aufgreift. Als ob das noch nicht genug wäre, hebt „Be Still And Know“ – mit knapp unter sechs Minuten Spielzeit der kürzeste Song auf „Unto The Locust“ sogleich mit Maiden-Harmonien und Hochgeschwindigkeits-Thrash ab. Das bereits bekannte „Locust“ im fertigen Album-Mix wirkt noch eine Spur druckvoller und überzeugt vor allem in seinen ruhigen Momenten.

„This Is The End“ lebt vor allem von seinem überdrehten Riff (hört man da etwa einen Hauch von Satyricon raus?) und einem furchtbar angepissten Robb Flynn, der selbst im eingängigen Chorus den Brüllwürfel par excellance mimt – epische Melodiebögen und betont zäher Groovepart inklusive. Auf „The Darkness Within“ hingegen erinnern Machine Head an „Descend The Shades Of Night“; eine bewegende Thrash-Ballade mit besonders großartigen Vocals, feinem Gesang (!) und der prägnanten, universell geltenden Zeile „Music, my saviour“. „Pearls For Swine“ hingegen wirkt wie aus mehreren Songs zusammengestückelt. Man findet nicht so recht rein, auch wenn immer wieder geniale Momente aufblitzen. Um so mehr dann aber in den Rausschmeißer „Who We Are“ mit Kinderchor (!), brutalem Thrash, einem weiteren kernigen, hochgradig eingängigen Refrain und rasend schnellem Thrash-Gebolze, bei dem selbst der jungen Garde Angst und Bange wird. Mit zarten, melancholischen Streichern ebbt das Album langsam ab.

Tatsächlich machen Machine Head das Unmögliche möglich und haben ein Album am Start, das mit dem epischen „The Blackening“ mithalten kann. „Unto The Locust“ ist ein weiteres Mammut, noch melodischer, noch wuchtiger in seinen Grooveparts und mit der großartigen Ballade „The Darkness Within“ auch in der Breite verdammt stark aufgestellt. Exzellentes Songwriting, druckvolle Produktion, bissige Rhythmusabteilung, starke Riffs, packende Soli, fantastische Vocals – man kommt kaum darum umher, Superlativ über Superlativ in den Raum zu werfen. Ob „Unto The Locust“ besser oder schlechter als „The Blackening“ ist, wird sich wohl erst im Langzeittest zeigen. Dass Machine Head es jedoch geschafft haben, die erdrückend hohe Erwartungshaltung in ein weiteres Monsteralbum umzuwandeln, steht jedoch außer Frage. Hut ab vor einer der wohl besten Metal-Bands der Gegenwart.

VÖ: 23.09.2011
Roadrunner Records (Warner Music)

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