Rihanna feat. Calvin Harris – We Found Love
Bei einigen Menschen scheint der Tag aus mehr als 24 Stunden zu bestehen. Anders lässt es sich kaum erklären, dass die barbadische Pop- und Dance-Queen Rihanna seit 2009 jedes Jahr kontinuierlich gen Ende November ein neues Album rausschießt. Das nächste Baby des Workaholics hört auf den simplen Namen „Talk That Talk“; für die erste Singleauskopplung „We Found Love“ (bereits die fünfte in diesem Jahr) hat sie sich den schottischen Beatschmied Calvin Harris geangelt, der dem Track seine ganz eigene Note verleiht. Und trotz aller medialer Omnipräsenz: Auch mit diesem Song kann die 23-Jährige bei Fans und Kritikern gleichermaßen erneut punkten.
Der typische Dancefloor-Knaller setzt mit einem Electro-House-Beat ein, der ganz eindeutig Harris‘ Handschrift trägt. Kurz darauf folgt bereits die recht kurze erste Strophe, die weniger auf Tiefgang denn auf unbeschwert umherschwirrende Euphorie setzt. Im Gegensatz zu vorherigen Brettern wie beispielsweise „S&M“ steht hier dankenswerterweise nicht die Provokation, sondern Frohsinn und Partylaune im Vordergrund. Sicherlich wird man auch vor Ende der dreieinhalb Minuten die Textzeile „We found love in a hopeless place“ verinnerlicht und gleichzeitig vielleicht auch verteufelt haben, dennoch wird es schwer, sich besonders der Eigendynamik des technisch einwandfreien Instrumentals zu entziehen. Hier und da fühlt man sich sogar ein wenig an 90er-Jahre-Trash wie „Saturday Night“ von Whigfield (1994) zurückerinnert – des einen Freud, des anderen Leid. Insgesamt stellt „We Found Love“ jedoch einen weiteren Geniestreich der karibischen Schönheit dar, der besonders zum Ende hin noch einmal zum Stresstest für die Boxen bittet. Heavy Rotation in den Diskotheken der westlichen Hemisphäre sollte jedenfalls gebongt sein.
Mittlerweile lassen sich schon gewisse Parallelen zwischen Rihanna und wirtschaftlichen Konjunkturzyklen ziehen: Solange es läuft, wird investiert – und zwar kräftig. So gesehen erlebt die Popdiva gerade einen Boom in ihrer Karriere, der es ihr erlaubt, neues Material wie am Fließband abzufeuern. Natürlich darf man den Markt dabei nicht übersättigen, doch solange die Resultate ähnlich aussehen wie die aktuelle Single, braucht man sich bei ihrer Plattenfirma Def Jam Records nun wirklich keine Sorgen machen. Auch wenn sich die veränderungslustige Chanteuse diesmal nicht gerade neu erfindet, darf man ihr trotzdem Beständigkeit auf hohem Niveau attestieren. Und für alle, die sich fragen, wo das noch alles hinführen soll, gibt es aktuell nur eine passende Antwort: in die höchsten Regionen der weltweiten Charts.
4/5
VÖ: 21.10.2011
Def Jam Records (Universal Music)
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