Toy – Toy

Toy

Das beliebte Spiel ‚Bandname vs. Suchmaschine‘ geht in die nächste Runde. Googlet man nach ‚Toy‘, stößt man auf 834.000.000 Suchresultate. Umso beeindruckender ist es, dass man die offizielle Homepage der britischen Band bereits auf der zweiten Ergebnisseite findet. Was die vier Mannen mit Frau bei dieser unorthodoxen Wahl geritten hat, ist nicht überliefert. Seit knapp zwei Jahren spielen sie in ihrer Heimat ausschließlich ausverkaufte Shows und erweiterten ihr Gefolge stetig mit Mini-Releases. Nun gibt es die schwer zu greifende, jedoch nicht minder faszinierende Melange aus Post Punk, Psychedelic Rock und krautigem Indie-Pop erstmals auf Albumlänge. Der Titel, wie nicht anders zu erwarten war: „Toy“.

Hinter dicken Synthi-Teppichen und mitlaufenden Gitarren versteckt sich die Stimme Tom Dougalls, der mit seinem stoischen Vortrag den Opener „Colours Running Out“ veredelt. Unbeeindruckt wirkt er, als wäre ihm alles egal, wenn er, eingebettet in diesen psychedelischen Klangwall, seine Verse vorträgt. An diesen Sound muss man sich erst einmal gewöhnen, sich „Toy“ Schritt für Schritt erarbeiten. „Dead & Gone“ ist mit seinen acht Minuten Spielzeit eher für Fortgeschrittene geeignet, auch wenn der relativ geradlinig rockende Unterbau zu den zugänglichsten Momenten dieser Platte zählt. Britpop-Tradition trifft auf ein wenig Wave-Pop, sympathische Melodien auf ein wütendes Noise-Finale, das entfernt an Yuck und Death In Vegas erinnert.

Deutlich verträglicher fällt da schon die Single „Lose My Way“ aus, mit seiner Mischung aus Psychedelic Rock und krautigen Synthi-Einflügen so etwas wie der Kompromiss-Track dieses Albums, schön verträumt und doch treibend. Auch „My Heart Skips A Beat“ passt in dieses Feld. Nicht nur, dass Dougall ungewohnt lebhaft wirkt, der Refrain als romantischer Dream-Pop-Ausflug geht unter die Haut. Wer sich in Sicherheit wähnt, darf Monster der Marke „Kopte“ genießen, ein knapp zehn Minuten langes Mammut, das sich von lupenreinem Post Punk hin zu einem psychedelisch-proggigen Jam-Biest mit einer Melodie, die entfernt an „Hey Jude“ erinnert, mausert.

Für schwache Nerven ist dieses Album nichts, für Schnell-Drüber-Hörer sowieso nicht. „Toy“ muss man sich erarbeiten, zündet erst nach mehreren Durchläufen, dann dafür so richtig. Selbst der zunächst zäh anmutende Mittelteil macht Laune, wabert beinahe martialisch vor sich hin, getragen von dicken Melodieteppichen, zweckmäßig arrangierten Gitarren und gesanglichem Understatement. Was Toy hier machen, diese Vermengung von Psychedelic, Kraut und Wave, geht durchaus an die Substanz, hat aber ebenso einen gewaltigen Mehrwert. Stellt man sich erst einmal auf das Debüt der Briten ein, kommt man kaum mehr los davon: ein dichtes, verträumtes, verkopftes Kunstwerk.

VÖ: 21.09.2012
Heavenly Recordings / Cooperative Music (Universal Music)

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