Heisskalt – Hallo – Mit Liebe gebraut

Heisskalt

Cro – sympathisch, unterhaltsam, verdient erfolgreich. Die Orsons – angenehm subversiv, bissig und zynisch. Das Label Chimperator reitet momentan auf einer Welle des (Chart-)Erfolges. Dass es jedoch nicht immer HipHop sein muss, zeigt das Signing von Heisskalt, vier Jungs aus Stuttgart, die als ausgewiesene (Indie) Rock-Band aktuell als Support von Jennifer Rostock touren. Ein Album ist bereits in Arbeit und soll im Herbst erscheinen, zuvor geht es bereits im März auf die erste eigene Tour. „Hallo – Mit Liebe gebraut“ heißt die erste eigene EP, die mehr Kraftklub als Tocotronic ist, A5 Richtung Wir Silbermond vorzieht.

„Hallo“ eröffnet den Reigen jener fünf Songs, mit denen sich Heisskalt einem breiten Publikum vorstellen. Es herrscht Aufbruchsstimmung, die Gitarren braten betont hart, die Rhythmusabteilung tänzelt in bester Post Punk-Manier, dazu wechselt Frontmann Mathias Bloech scheinbar fließend zwischen hymnischem Gesang, verhinderten Raps und dem gelegentlichen Schrei hin und her. Madsen lassen grüßen, vor allem im mächtigen Refrain. Auch „Der Mond“ kokettiert mit einem Refrain aus den Anfangstagen von Bloc Party, drängt in der Bridge gen Elektronik und erinnert für einige wenige Sekunden an Deichkind. Sobald die bratenden Gitarren im Chorus übernehmen, wähnt man sich in der ersten Reihe, dem Blut und Schweiß einer energiegeladenen Live-Performance nah.

So stark die beiden ersten Songs auch sind, „Dezemberluft“ toppt sie ganz locker mit deutlich balladeskerem Aufbau. Die Stuttgarter setzen auf große Gefühle, bleiben stets geschmackvoll und umschiffen geschickt das lethale Kitsch-Riff. Star des Tracks ist einmal mehr Bloech, der lange Zeit die gesamte Last (fast) alleine stemmen muss, bevor für das große Finale die Band lauter wird und ergreifende Harmonien das Geschehen packend abrunden. Danach wird es unspektakulär. „Still“ knüpft ein wenig an die beiden ersten Songs an, liefert aber keine neuen Erkenntnisse – ein solider Rocker mit possierlichem Post Punk-Riff. „Schatz (Du willst ein Lied, ich will ans Meer)“ hat für den Songtitel eine Auszeichnung verdient, der Track an sich wirkt, abgesehen vom destruktiven Post-Hardcore-Breakdown, ein wenig zu farblos.

Obwohl die EP zum Ende hin ein wenig an Qualität einbüßt, macht der Heisskalt’sche Einstand Laune. Die ersten drei Songs, vor allem der Hit-Kandidat „Dezemberluft“, bieten deutschsprachige Rock-Musik vom Feinsten, berufen sich auf Riffs, mit denen zuletzt auch Kraftklub Erfolg hatten, entfernen sich jedoch vom musikalischen Ansatz der Chemnitzer weit genug, um verdientermaßen als eigene Entität wahrgenommen zu werden. Sollte die Qualität der ersten drei Songs auf Albumlänge gehalten werden können, steht dem geneigten Indie-Fan ein heißer Herbst ins Haus.

Heisskalt - Hallo - Mit Liebe gebraut

Hallo – Mit Liebe gebraut
VÖ: 11.01.2013
Chimperator (Groove Attack)

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