Gentleman – New Day Dawn

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Wenn das Stichwort „deutscher Reggae“ fällt, assoziiert der geneigte Musikfreund damit neben der Berliner Combo Seeed vor allem einen: den Osnabrücker Sänger Gentleman. Seine Karriere begann mit einer Zusammenarbeit mit der HipHop-Band Freundeskreis und dem Song „Tabula Rasa“, der ihn quasi über Nacht berühmt machte. Sein zweites Studioalbum „Journey To Jah“ konnte 2002 mit Platz 14 einen ersten Achtungserfolg erzielen, der deutschlandweite Durchbruch gelang ihm jedoch zwei später mit seinem Nr. 1-Album „Confidence“ und der ebenfalls erfolgreichen Single „Superior“. Auch die beiden Nachfolger belegten mindestens Platz 2 in den Albumcharts. Nach einer knapp dreijährigen Auszeit kehrt er nun ohne seine Far East Band, dafür jedoch mit dem brandneuen 12 Tracks starken Longplayer „New Day Dawn“ zurück, das seinen bisherigen Werken qualitativ in nichts nachsteht.

Bereits die erste Single-Auskopplung „You Remember“ glänzt mit der typisch charismatischen Stimmfarbe des Wahljamaikaners sowie einem melancholisch-nachdenklichen Text. Besonders der Chorus ist hier mit extrem großem Ohrwurmpotenzial versehen. Wem es nach dem lang ersehnten Frühlingseinbruch in Deutschland nach ein wenig mehr Reggae mit sommerlichem Flair gelüstet, der wird mit „Road Of Life“ und dem Einsteiger „The Journey“, der im Stile des Inner Circle-Hits „Sweat (A La La La La Long)“ daherkommt, bestens bedient. Fordernd und progressiv präsentieren sich der Titeltrack „New Day Dawn“ mit geschickt eingesetzten Piano-Klängen sowie das marschierende „Walk Away“, das sich etwas abseits des Mainstream bewegt, jedoch keineswegs weniger hermacht.

Dass Gentleman auch ganz andere Töne anschlagen kann, beweist er mit der verträumten Ballade „Memories“ mehr als eindrucksvoll. Lediglich das Streichersolo zum Ende des Songs ist eventuell eine Spur zu dick aufgetragen, alles in allem nimmt man ihm jedoch die leisere Nummer fraglos ab. Während sich „Wings To Fly“ strukturell an seiner 2006er Single „On We Go“ orientiert, gibt sich „Another Drama“ ein wenig nachdenklicher und ernster, ohne sich dabei jedoch in musikalischen Depressionen zu verlieren. Mit „Homesick“ gibt es zudem einen wunderschönen Rausschmeißer, der mit Akustikgitarre und minimalistischer Soundstruktur zu überzeugen weiß.

Tilmann Otto, so Gentleman bürgerlich, beweist mit seinem mittlerweile sechsten Studioalbum eindrucksvoll, wie innovativ und variantenreich moderne Reggaemusik im Jahre 2013 sein kann. Zugute kommt dem 39-Jährigen dabei zweifelsohne seine maßgeschneiderte Stimmfarbe, hinter der jemand ohne Kenntnis wohl kaum einen Deutschen vermuten würde. Bereits der Erfolg der ersten Single „You Remember“ mit Platz 13 – so hoch stieg noch keiner seiner Songs – zeigt, dass auch seine Hörerschaft die letzten drei Jahre nach neuem Material förmlich gelechzt hat. Und passend zum anstehenden Festivalsommer, die Karnevalszeit aller guten Live-Acts, kommt Gentleman zum wiederholten Male richtig auf Touren. Willkommen zurück!

gentleman_coverNew Day Dawn
VÖ: 19.04.2013
Vertigo Berlin (Universal Music)

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