Gregory Porter – Liquid Spirit
Als einer der populärsten Jazz- und Soul-Sänger der Gegenwart ist Gregory Porter mittlerweile bei Blue Note gelandet. Nach zwei Alben, die von Kritikern und Fans gleichermaßen abgefeiert wurden, sowie Grammy-Nominierungen einfuhren, verwundert dieser Schritt kaum. Abermals mit einer durchaus prominenten Backingband im Rücken erscheint nun „Liquid Spirit“, das sich eine entsprechende Auszeichnung verdiente hätte und der Ausnahmestimme eine angemessene Bühne bereitet.
Porter setzt überwiegend auf eigene Songs und fährt damit gut. Eine beseelte Ballade wie „Water Under Bridges“ geht bereits beim ersten Durchlauf unter die Haut. Die weiche Stimme des New Yorkers schmeichelt wie Samt und passt perfekt zur schlichten Klavier-Instrumentierung. In „Lonesome Lover“ von Abbey Lincoln schwebt Porter zunächst über den Arrangement, nur um nach mehreren Soli gegen den verspielten, anspruchsvollen Basslauf anzusingen. Zwischendurch entkommt ihm ein „No Love Dying“, das auch einem Michael Kiwanuka gut getan hätte, oder ein Cover des wilden Motown-Hits „The ‚In‘ Crowd“, in dem der Mann aus Brooklyn richtig schön zapplen kann.
Speziell gegen Ende des Albums läuft Gregory Porter zur Höchstform auf mit zwei überlangen Songs. Zunächst verliert er sich in „When Love Was King“, ein weicher Jazz-Standard mit balladeskem Touch und vergleichsweise verhaltenem Beginn. Erst mit fortlaufender Spieldauer erhebt sich Porter, lässt den Track wachsen, wird lauter und eindringlicher. „I Fall In Love Too Easily“ bringt „Liquid Spirit“ schließlich auf den Punkt, lässt die beiden musikalischen Welten des Protagonisten miteinander kollidieren, während sich die Instrumentalisten in ausladenden Soli – gerade das Klavier sei hier genannt – ergehen. Binnen Sekunden hat man sich in diesen knapp acht Minuten verloren, ein vorzeitiges Auftauchen ist ausgeschlossen.
60 Minuten Musik mit großen Gefühlen: „Liquid Spirit“ ist eine verdammt lange Platte, die mit ein wenig Füllmaterial zu kämpfen hat und doch letztlich obenauf bleibt. Gregory Porter fühlt sich zwischen Soul und Jazz hörbar wohl, und macht seine großartige Stimme zum Kapital. Seine Band wird zum Star, ohne sich in den Vordergrund drängen, womit gerade auf instrumentaler Ebene weiteres Wachstum zu erkennen ist. Wenn es dieses Mal nicht mit dem Grammy klappt, muss Porter wohl den Robert Johnson machen.
Liquid Spirit
VÖ: 30.08.2013
Blue Note Records (Universal Music)
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