Goldfrapp – Tales Of Us

Goldfrapp

Goldfrapp sind stets für eine Überraschung gut. Als sich das britische Duo um Alison Goldfrapp und Will Gregory nach ihrem entspannten, geradezu Ambient-haften Debüt mit „Black Cherry“ quasi aus dem Nichts tanzbaren Disco-Klängen zugewandt hatten, war die Verwunderung groß. Nachdem im vergangenen Jahr die Werkschau „The Singles“ erschien, entdeckten die Briten offensichtlich die butterweiche Anfangszeit um „Felt Mountain“ wieder. „Tales Of Us“ widmet sich wieder dem Sound des Erstlings und betont jene Schizophrenie, für die Goldfrapp seit Jahren stehen.

Besonders schön an „Tales Of Us“ ist, dass diese Rückbesinnung rein gar nichts mit kommerziellen Gesichtspunkten zu tun hat. Goldfrapp waren als Electro-Duo stets erfolgreicher. Nun fühlt sich Alison Goldfrapp jedoch wieder stärker zur, wie sie es nennt, Intimität von Gesang und Gitarre hingezogen. Gesagt, getan: „Jo“ eröffnet mit seiner folkigen Gitarre ein Album, das nicht nur musikalisch einen radikalen Schnitt markiert, sondern die Frontfrau zurückführt zu jenem cineastischen Breitwand-Erzählstil, den sie in ihren Anfangstagen kultivierte. Die Stimme ist nach wie vor verführerisch, wirkt nun jedoch deutlich fragiler, intimer, nachdenklich. Es wird einem direkt warm ums Herz.

Mit mehreren Kurzfilmen lassen Goldfrapp diese alte, neue Erzählweise visuell umsetzen. Erster Schritt diese Serie war „Drew“, ein beinahe lieblicher Akustik-Song, der durch die Hinzunahme von Streichern auch musikalisch den Breitwand-Effekt zelebriert. Zu den Highlights zählt das tragische „Clay“, das von zwei jungen Männern handelt, die sich während Kriegszeiten ineinander verliebten. Alison Goldfrapp vertont süßlichen Schmerz und Abschied in einem großartigen Song, dem bestenfalls das magische „Alvar“ das Wasser reichen kann. Die Sängerin wird hier zu einer Elfe, die vorsichtig über dem Arrangement schwebt.

Nur einmal wird es ein wenig flotter, wenn „Thea“ einen verkappten Electro-Popper andeutet, der jedoch kein solcher ist oder sein will. Es ist nicht mehr als ein kleines Aufflackern jenes Feuers, das Goldfrapp eine Dekade lang angetrieben hat. Im Grunde ist „Tales Of Us“ genau das, was sich die gute Alison gewünscht hat: ein intimes Album, reduziert auf ein musikalisches Minimum. Weniger ist im Fall dieser Platte definitiv mehr, denn Erzählstil und Vertonung greifen perfekt ineinander. Das Ergebnis erfreut, denn nicht nur wagen Goldfrapp eine etwas überraschende Rückkehr zu ihren Wurzeln, sie haben offensichtlich nichts, rein gar nichts verlernt.

Goldfrapp - Tales Of Us

Tales Of Us
VÖ: 06.09.2013
Mute (GoodToGo)

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