Running Wild – Resilient

Running Wild

Für viele alteingesessene Running Wild-Fans dürfte die letztjährige Comeback-Scheibe eine ziemliche Enttäuschung gewesen sein. Nicht etwa, weil „Shadowmaker“ ein schlechtes Album gewesen wäre, denn qualitativ konnte man der Band tatsächlich keinen Vorwurf machen. Vielmehr war es die Hard Rock-lastige, nur noch phasenweise metallische Ausrichtung des Materials, die die Anhänger der Band daran zweifeln ließ, es wirklich noch mit Rock ‚N‘ Rolfs Hauptband zu tun zu haben. Als Mr. Kasparek in diesem Jahr unter dem Banner Giant X auch noch eine reinrassige Rock-Platte aufgenommen hat, waren Running Wild zumindest für Die Hard-Metalfans endgültig abgeschrieben. Mit vorschnellen Urteilen sollte man jedoch vorsichtig sein, denn mit dem neuen Album „Resilient“ schippert der Piratenkahn auf einmal wieder in gewohnt stürmischen Gewässern.

Gleich der Opener „Soldiers Of Fortune“ macht klar, dass sich Rock ‚N‘ Rolf ab sofort wieder klassischen Heavy Metal in Reinkultur auf die Fahnen geschrieben hat. Mit Hard Rock hat der Song wirklich nichts gemein, während der Titelsong „Resilient“ schon eher in die Richtung des letzten Albums schielt. Sowohl der Doublebass-Kracher „Adventure Highway“ als auch das flotte „The Drift“ machen dann aber schon wieder klar, dass Rock ‚N’Rolf die Freude am Heavy Metal noch nicht verloren hat. Wer die Experimente des Vorgängerwerks liebgewonnen hat, kann sich über das ungemein melodische „Desert Rose“ freuen, während „Fireheart“ wüst nach vorne prescht und zu den härteren Songs der Bandkarriere gehört.

Wer bis hierhin noch von Zweifeln hinsichtlich der Qualität des Albums geplagt ist, sollte sich mit der abschließenden, unglaublich stimmungsvollen Piratenhymne „Bloody Island“ endgültig davon überzeugen lassen, dass Running Wild am Niveau eines „Blazon Stone“ oder „The Rivalry“ anno 2013 endlich wieder kratzen können. Meilensteine wie „Death Or Glory“ oder „Black Hand Inn“ bleiben zwar unerreicht, aber Gegenteiliges war von „Resilient“ ohnehin nicht zu erwarten. Nicht zuletzt die Tatsache, dass sich auf dem Album kein einziger schwacher Song ausmachen lässt, dürfte Beweis genug dafür sein, dass Running Wild die schwachen Alben zu Beginn des Jahrtausends hinter sich gelassen haben. „Resilient“ ist mindestens so gut wie „Shadowmaker“ (wenn nicht sogar ein ganzes Stück besser) und weist darüber hinaus auch den typischen rauen Running Wild-Charme auf, den das letzte Werk vermissen ließ. So bleibt zum Schluss die simple Enttäuschung, dass man Running Wild bis auf Weiteres nicht live erleben können wird, was angesichts der tollen Songs auf „Resilient“ wirklich schmerzhaft ist.

Running Wild - Resilient

Resilient
VÖ: 04.10.2013
Steamhammer (SPV)

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