Giant X – I

Giant X

Rock ’n‘ Rolf wohin man sieht. Hatte sich der Running Wild-Bandkopf zwischen 2009 und 2011 noch ziemlich rar gemacht (manche wähnten ihn gar schon in Rocker-Rente), so bewegt er sich seit dem letztem Jahr wieder omnipräsent durch die Metalszene – oder sollte man besser sagen Hard Rock-Szene? Schließlich schielte schon das letztjährige Running Wild-Album „Shadowmaker“ verdächtig in diese Richtung und auf „I“, dem Debütalbum seines neuen Nebenprojektes Giant X, begibt er sich nun komplett auf rockiges Terrain. Giant X ist allerdings nicht allein Rolfs Baby, denn Peter J. Jordan, der schon als Komponist, Produzent tätig war und seit 2005 auch als Running Wild-Gitarrist aktiv ist, ist als gleichberechtigtes Mitglied ebenfalls mit an Bord.

Dass sich die beiden in diesem Umfeld nicht nur wohl fühlen, sondern auch überzeugen können, war schon auf „Shadowmaker“ festzustellen, und auch auf „I“ geben sie sich keine Blöße. Bevor es allzu rockig wird, beginnt das Album jedoch erst mal mit dem flotten Opener „On A Blind Flight“, der auch problemlos auf eine Running Wild-Scheibe gepasst hätte. Anschließend wechseln sich stampfende Rocksongs wie „Don’t Quit Till Tomorrow“ mit bluesig angehauchten Titeln der Marke „Badland Blues“ ab, ehe es mit Song Nummer sechs sogar eine romantische Ballade zu hören gibt – ein kleines Wunder, wo Rock ’n‘ Rolf doch stets seine Abneigung gegenüber Schmusesongs betont hatte. Tatsächlich gehört „Nameless Heroes“ sogar zu den stärkeren Songs eines an Höhepunkten nicht gerade armen Albums, das mit dem metallischen „Go 4 It“, dem coolen Südstaatenrocker „Rough Ride“ und „Soul Survivors“ auch im weiteren Verlauf noch ein paar Leckerbissen in petto hält. Daneben gibt es aber auch den einen oder anderen schwachen Song, etwa das geradezu belanglose „The Count“. Auch „Let’s Dance“, eine Art gescheitertes Rock’n’Roll-Experiment, hätte man sich besser sparen sollen.

Musikalisch ist „I“ ein extrem abwechslungsreiches Album geworden, auf dem sich Einflüsse von Kiss und Van Halen über Bonfire und Great White bis hin zu Lynyrd Skynyrd und – wie könnte es anders sein – neuere Running Wild finden lassen. Somit wird von Hard Rock über Blues und Southern Rock bis hin zu melodischem Metal so ziemlich alles geboten, was das Rocker-Herz begehrt, und gerade diese üppige Bandbreite ist die große Stärke des Werks, das auch nach mehrfachem Hören nicht langweilig wird. Als einziges Manko ist die schwankende kompositorische Qualität auszumachen, die aber doch so sehr ins Gewicht fällt, dass „I“ ein zwar durch und durch überzeugendes Hard Rock-Album, aber eben kein Genre-Highlight geworden ist. Fans dieser Richtung sollten sich die Scheibe aber dennoch nicht entgehen lassen.

Giant X - I

I
VÖ: 18.01.2013
Steamhammer (SPV)

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