Rebecca Ferguson – Freedom

Rebecca Ferguson

Das Casting-Stigma konnte Rebecca Ferguson – natürlich gerade in Deutschland, wo man davon wenig mitbekommen hatte – schnell abschütteln. Mit ihrem Debütalbum „Heaven“, das sich hierzulande ganze zwölf Wochen in den Charts halten konnte, gelang ihr ein aufregender Karrierestart. Mehr als eine Million Abnehmer weltweit sprechen für die Qualitäten der jungen Soul-Sängerin. Als die Britin im Angesichts des Erfolges nach dem passenden Soundtrack zu ihrer wachsenden Verunsicherung suchte, wurde sie in ihrer Plattensammlung nicht fündig und schrieb neue Songs, in denen sie sich wiederfinden konnte. Das daraus resultierende „Freedom“ lässt Ferguson einen weiteren kräftigen Schritt nach vorne machen.

Verunsicherung, meint man, klingt anders, wenn man die ersten Töne des wuchtigen Openers „I Hope“ vernimmt. Wütend stampfende Drums treffen auf Piano-Klänge und Fergusons kraftvolle, leidenschaftliche Stimme, die ungewohnt scharfe, bittere Töne anschlägt. Es klingt nach zerbrochener Beziehung, nach einer gelernten Zynikerin, die diese treibende erste Single zu einem kleinen Happening macht. Warum ausgerechnet „Light On“, eine Art Bonus für Mitteleuropa, zum Nachfolger auserkoren wurde, bleibt ein Rätsel. Die traditionelle Casting-Ballade mit dezenten Musical-Untertönen ist eine uninspirierte Reißbrett-Nummer, woran eine gewohnt leidenschaftliche Performance der 27jährigen Britin nichts ändern kann.

Es bleibt der einzige Ausfall auf diesem Album, das sich vor allem im auf dem Vorgänger kritisierten Midtempo-Bereich verbessern konnte. Songs wie das mit Disco-Untertönen ausgestattete „Hanging On“ und das nachdenkliche „Wonderful World“ zählen ebenso zu den Highlights dieser Platte wie das ungewohnt elektronische „We’ll Be Fine“ – ein unerwartetes aber durchaus attraktives Experiment. Duett-Partner John Legend macht „Bridges“ zu einem kleinen Happening, während sich das im Alleingang intonierte, pumpende „All That I’ve Got“ als potentielle weitere Auskopplung aufdrängt.

Unterm Strich verringert Ferguson auf „Freedom“ den Anteil an Balladen und poppig gefärbten Tracks, lässt dabei aber nach wie vor den ihr typischen Soul-Sound durchklingen. Das zweite Album der zweifachen Mutter wirkt deutlich reifer und erwachsener. Das besagte „Wonderful World“ beschwört den Geist der 70s herauf, der elektronische Ausflug glückt (ein kleiner Gruß an Leona Lewis) und die Midtempo-Songs wirken durch die Bank ansprechender. Empfehlenswert ist besonders die Deluxe-Version von „Freedom“, die neben dem anspruchsvollen Bonus-Track „Rollin'“ attraktive Studio-Sessions beinhaltet.

Rebecca Ferguson - Freedom

Freedom
VÖ: 29.11.2013
RCA Records (Sony Music)

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