Leona Lewis – Glassheart

Leona Lewis

Fans der britischen X Factor-Gewinnerin Leona Lewis mussten sich in den vergangenen Jahren in Geduld üben. Während ihre Karriere bis zu ihrem zweiten Album „Echo“ im Jahr 2009 absolut rund verlief, traten bei der Produktion des Nachfolgers einige Komplikationen auf: Termine wurden nicht eingehalten, die Vorabsingle „Collide“ zusammen mit dem schwedischen DJ Avicii floppte aufgrund eines ominösen Rechtsstreits, der eine angemessene Promotion verhinderte. Ursprünglich bereits für Ende 2011 angekündigt, schafft es ihr dritter Longplayer „Glassheart“ nun auch endlich nach Deutschland – und präsentiert eine erneut stimmgewaltige Leona Lewis, die sich qualitativ wohltuend von Kolleginnen wie einer gewissen Christina Aguilera abhebt.

Schon der Einstiegssong „Trouble“ macht deutlich, weshalb bereits anno 2007 Parallelen zu Weltstars wie Whitney Houston oder Mariah Carey gezogen wurden. Eine wunderschöne Midtempo-Ballade mit RnB-Elementen und dezentem Ohrwurmcharakter, die jedoch keinesfalls nur auf Eingängigkeit, sondern vielmehr auf variantenreichen Einsatz ihrer Stimme ausgelegt ist – gut erkennbar an den mitreißenden Strophen sowie dem hervorragenden Mittelteil. Der Song befindet sich gleich zweimal auf dem Album; als Bonustrack wartet die Version mit Rapper Donald Glover alias Childish Gambino auf den geneigten Fan. Ein Mix aus Synthie-Pop und einer Menge Soul erwartet einen bei der zweiten Promo-Single „Lovebird“, die an ihre früheren Erfolge wie „Happy“ oder „Better In Time“ anschließt. Hier ist es besonders der gefühlvoll vorgetragene Refrain, der sich in den Gehörgängen wie auch im Gedächtnis einbrennt.

Tanzbar und elektronisch fallen hingegen die Songs „Shake You Up“ und besonders der Bass-geschwängerte Titeltrack „Glassheart“ aus, der erschreckenderweise bezüglich der Acid House-Anleihen an Justin Biebers „Beauty And A Beat“ erinnert. Abgesehen davon kann jedoch vor allem ersterer dank seiner charmanten Retro-Schlagseite und dem beschwingten Disco-Beat überzeugen. Weitaus anspruchsvoller gibt sich die britische Pop-Diva bei großen Balladen wie „Un Love Me“, „Fireflies“ oder dem Rausschmeißer „Fingerprint“, der ihrer unglaublich ausgeprägten Röhre im Vergleich zu den vorgenannten Songs allerdings nicht hundertprozentig gerecht wird. Kleine Experimente dürfen auf dem 13 Tracks starken Album natürlich auch nicht fehlen. Hier fallen besonders das eindringliche und stilbrüchige „Come Alive“ sowie das bleischwere „I To You“ auf, das von Leonas schottischer RnB-Kollegin Emeli Sandé mitgeschrieben wurde, die dem Song eine hörbare Note verliehen hat.

Wer sich für die Deluxe Edition entscheidet, bekommt als Leckerbissen die Songs „Trouble“, „Come Alive“ sowie „Glassheart“ als Acoustic-Version geliefert. Oben drauf setzt es drei weitere Bonus-Tracks, darunter einen Afrojack-Remix von „Collide“. Hier entwickelt besonders das hektisch-treibende „Sugar“ einen gewissen Reiz. Unterm Strich liefert Ms. Lewis ein rundes Werk ab, das jedoch mit einigen Ecken und Kanten versehen ist. Nicht jeder Song ist ein Volltreffer, doch dies ist allein aufgrund der umfangreichen Tracklist annähernd utopisch; dafür besticht ihr stimmliches Mega-Talent quasi durchgehend und sorgt gepaart mit den richtigen Melodien für die ein oder anderen Gänsehautmomente. Dass sie den elektronischen Trend stellenweise mitgeht, ist dabei als logische Schlussfolgerung im Bezug zur aktuellen Musikszene zu sehen – und auch hier lässt sie sich keinesfalls unterbuttern. Man kann Leona Lewis nur wünschen, dass sie trotz mieser Promotion genügend Käufer einsammeln kann, schließlich geht sie im April erstmals auf Deutschlandtour. Alles andere wäre für die Ausnahmekünstlerin eine echte Enttäuschung.

Leona Lewis - Glassheart

Glassheart
VÖ: 18.01.2013
Syco (Sony Music)

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