Anna Calvi – Strange Weather

Anna Calvi

Als Stimmwunder und Art Rock-Hoffnungsträgerin schlug die Londoner Singer/Songwriterin Anna Calvi ein wie eine Bombe. Große Charterfolge sind die Sache der mittlerweile 33jährigen aus Twickenham nicht, wohl aber feine, kunstvoll geschmiedete Songs, die Fans wie Kritiker gleichermaßen begeistern. Neun Monate nach ihrem zweiten Soloalbum „One Breath“ kommt nun ein etwas atypischer Nachschlag: Auf der EP „Strange Weather“ covert die Britin fünf grundverschiedene Künstler und erhält dafür unerwartete Unterstützung.

Kein Geringerer als David Byrne zeigte sich von Calvi angetan und nahm mit ihr gleich zwei Songs auf, darunter das herzzerreißende Duett „Strange Weather“, im Original von Keren Ann. Zwei weiche, fragile Stimmen und ein Klavier stemmen fünfeinhalb Minuten emotionale Dichte und beklemmende Schönheit. Ganz anders hingegen der zweite gemeinsame Song: „I’m The Man, That Will Find You“ vom hierzulande weitestgehend unbekannten neuseeländischen Psychedelic-Künstler Connan Mockasin schaukelt sich zu einem Musterbeispiel an Verletzlichkeit, Weirdness und Abgedrehtheit hoch.

Viel interessanter ist jedoch, was Calvi im Alleingang aus für sie noch untypischeren Nummern macht. „Papi Pacify“ von FKA twigs bleibt zwar bedrohlich, die elektronisierte TripHop-Atmosphäre wird allerdings durch feinsinnigen, in manchen Momenten gar an klassischer Musik orientierten Pop ersetzt. „Ghost Rider“ von den Industrial-Pionieren Suicide brodelt, kocht, zuckt heftig, lässt die Britin eine musikalische 180-Grad-Drehung vollführen. Zwischen pulsierendem Bass, schroffen Soundeffekten und sperrigen Gitarren wirkt die Sängerin wie eine Schamanin des Horrors, beschwört Geister herauf und legt sich mit der Unterwelt an.

Dass dem abschließenden Bowie-Cover „Lady Grinning Soul“ ein wenig die Spannung fehlt, ist bestenfalls beim ersten Durchlauf störend – viel zu schön, viel zu bewegend ist diese kleine aber feine Piano-Ballade, eine wunderbare Bühne für Anna Calvis Stimme, die ganz klar Star dieser EP ist. Auf „Strange Weather“ zeigt sie, wie eine Cover-Platte zu klingen hat. Man erkennt die Originale, durch betont anspruchsvolle Neuinterpretationen entsteht aber genau das, was man sich von solchen Hommagen erhofft: neue Songs, neue Herangehensweisen, neue musikalische Erlebnisse.

Anna Calvi - Strange Weather

Strange Weather
VÖ: 11.07.2014
Domino Records (GoodToGo)

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