Brontide – Artery

Brontide

Mit „Sans Souci“ debütierten Brontide vor drei Jahren und lösten einen mit Sicherheit nicht unverdienten Sturm der Begeisterung aus. Ihr rein instrumentaler Rock-Sound zwischen Post, Math und poppig-elektronischer Experimentalität rannte offene Türen ein. Die größte Schwierigkeit: nachzulegen. Entsprechend lange hat es nun gedauert, bis „Artery“ in den Startlöchern steht, um die 2011 gegebenen Versprechen abermals einzulösen und dabei zu beweisen, dass man alles, nur kein One-Trick-Pony ist.

Der musikalische Spagat steht auch auf dieser zweiten Platte im Mittelpunkt und wird durchgehend, vor allem aber in „Kith And Kin“ verdeutlicht, das die Entwicklung von Bands wie Foals, Mogwai und 65daysofstatic in knapp sieben Minuten zusammenfasst. Feinsinniger Funk-Pop eröffnet, dann leiten einsame Math-Gitarren durch strophenartige Gebilde. Der Aufbau hin zum ersten großen Höhepunkt, unterstützt von erhabenen Samples, Synthis und einer Prise RnB, darf gut und gerne als spektakulär bezeichnet werden, ebenso das Daft Punk-Breakdown mit Pizzicato-Melodie nach dem langen, schroffen Mittelteil.

Ganz so spektakulär bleibt es zwar nicht, wohl aber ähnlich unterhaltsam. Im Anschluss versteht sich „Cabin“ auf hibbeligen, eingängigen Math Rock – luftig leicht, etwas verträumt und doch hyperaktiv. Post Rock-Traditionalisten werden den Opener „Tonitro“ mit seinen schroffen Riffs und der schneidenden, unterkühlten Lead-Gitarre genießen – eine schlichte, wohl aber effektive Kombination, die unterschwellig im abschließenden „Red Gold“, wenngleich deutlich poppiger und pompöser, aufgegriffen wird. Die hier angedeuteten, kaskadenartigen Instrumental-Fanfaren gleichen einem knackigen Crescendo, dürfen mit Fug und Recht als erhaben bezeichnet werden.

Ob schroff oder melodisch, rockig oder synthi-poppig: Brontide lassen ihren Arrangements die nötige Luft zum Atmen, verstehen sich auf Volumen und Dynamik. „Artery“ ist sicherlich kein durchgängig geniales Werk und erreicht nicht ganz die Klasse von „Sans Souci“ – ein wenig Füllmaterial hat sich letztlich doch eingeschlichen – aber das soll kein Beinbruch sein, man beschwert sich auf hohem Niveau. Unterm Strich bleibt eine wuchtige, abwechslungsreiche, clever durchdachte Platte gespickt mit Höhepunkten und fein ausgearbeiteten Überraschungsmomenten, eine instrumentale Genre-Rundreise der faszinierenden Art.

Brontide - Artery

Artery
VÖ: 01.08.2014
Holy Roar Records (AL!VE)

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