Sorry – Cosplay

Sorry
(c) Sorry / Domino Records

Die Entschuldigung wird ein weiteres Mal vorausgeschickt und doch nicht benötigt: Es ist immer wieder eine Freude, den Sound von Sorry zu erkunden und entschlüsseln. Auf „925“ und „Anywhere But Here“ arbeitete sich das Londoner Quintett durch verschiedenste Schubladen und Einflüsse, denn hier ist für die Band alles möglich. Klassische Indie-Hymnen, Alternative-Weisheiten, kunstvoller Pop, Jazz und sogar TripHop rattern gerne mal durch und können das eklektische Songwriting doch bestenfalls rudimentär umschreiben. „Cosplay“ ändert daran rein gar nichts, wagt sich sogar noch weiter hinaus und entlohnt mit abermals fantastischen Songperlen.

Man muss sich bloß darauf einlassen, allen voran der Opener „Echoes“. Es geht darum, sich in der Liebe zu verlieren, während das Echo nachhallt und zur Person zwischen den Personen wird. Erst schleppt sich der Track beinahe aus den Startlöchern, rollt kaum merklich an, entfaltet urplötzlich echte Ohrwurmqualitäten und holt ab Halbzeit schwere Gitarren zwecks Heavyness und Entstellung hinzu – ein kurzweiliger wie knackiger Kunstgriff. Einen solchen bemüht „Today Might Be The Hit“ erst gar nicht und geht stattdessen etwa 130 Sekunden lang nach vorne, in forschem Tempo und mit großem Crescendo aus dem Nichts.

Dieses Plötzliche beherrschen Sorry wie nur wenige Bands, wiegen zudem gerne in falscher Sicherheit und schlagen dann doppelt kraftvoll zu. Wie in „Into The Dark“, lange Zeit beklemmend, reduziert und ominös, bevor eine mit Post Rock flirtende Noise-Eruption alles mit wachsender Begeisterung zerlegt. Dort wartet bereits das lässig durch den Nebel tänzelnde „Candle“, legt eine verwegene Sohle aufs Parkett und ertrinkt im eigenen Alternative-Chic. Den hat auch „Jetplane“ für sich gepachtet, passt Tempo und Gangart wiederholt an, während geradezu punkiger Drive Richtung Zuspitzung treibt. Diese bleibt jedoch aus, ebenso im funkelnden „Waxwing“. Art-Pop, Dance-Einschlag und Disco-Funkeln treffen auf kathartischen Weltschmerz.

Einmal mehr tänzeln Sorry durch ein musikalisches Kaleidoskop, stellen gefühlt alles auf den Kopf und setzen ihren Weg dennoch mehr als souverän fort. Das hat beim Londoner Quintett definitiv Methode und macht weiterhin Spaß. „Cosplay“ zieht sich allerlei Kostüme an, schlüpft in eine Vielzahl an Rollen und probiert ganz viel aus, ohne sich je komplett von der eigenen Band-DNA zu distanzieren. Entsprechend bunt, aufregend und kraftvoll, im richtigen Moment aber auch intim, nachdenklich und beklemmend treten Sorry auf, widmen sich wilden wechselnden Stimmungen und gehen mit einer erneuten Charme-Offensive steil. Auch ihr drittes Album liefert stark ab.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.11.2025
Erhältlich über: Domino Records

Website: sorryband.co.uk
Facebook: www.facebook.com/sorrybanduk