Hanne Kolstø – Stillness And Panic

Hanne Kolstø

Seit 2012 veröffentlicht Hanne Kolstø (ehem. Thelma & Clyde) im Jahresrhythmus neue Musik, doch außerhalb ihrer norwegischen Heimat hat man davon bislang kaum Notiz genommen. Die in Sunnmøre residierende Künstlerin wurde unter anderem bereits für den norwegischen Grammy nominiert und durfte für ihre mittlerweile dritte Platte „Stillness And Panic“ gleichermaßen großes Lob von Fans und Kritikern einheimsen. Verdienter Lohn: ein Deutschland-Release dieser faszinierenden Pop-Platte zwischen Indie, Electro und Kammermusik.

Kondensiertes Understatement kollidiert auf zehn Songs – den uncharakteristischen, nicht minder interessanten Bonus-Track ausgeklammert – mit selbstbewussten Arrangements und eindrucksvoller Bandbreite. Die beiden Singles feuert Kolstø gleich zu Beginn ab. „Vertical Split“ könnte kaum schwieriger und anspruchsvoller ausfallen, bewahrt sich dabei aber ein Mindestmaß an Eingängigkeit. Rund um schleppende Beats und ätherische Synthis arrangiert, singt die Norwegerin bestimmt und doch butterweich, schwelgt in elektronisch befeuerten Kammermusik-Versatzstücken, nur um kurz vor Schluss schwere, verzerrte Gitarren einzusetzen – ein Auftakt, den man sich erst erarbeiten muss, der unheimlich viel zu bieten hat und mit jedem Durchlauf wächst.

„The Clinch“ wirkt dagegen geordnet und aufgeräumt, bewegt sich aber ebenso in relativ schrägen, unorthodoxen Bahnen, plätschert in Richtung eines Höhepunkts, der bis kurz vor Schluss nicht einsetzen will. Der semi-orchestrale Ausbruch gegen Ende macht Laune und verwirrt doch – wie auch der Rest des Albums. „Our Time Is Up“ wechselt zwischen erhabenem Ambient-Pop isländischer Prägung und wuchtigen, ungeschliffenen Beats hin und her, „Meiosis“ kondensiert das beste der letzten zehn Jahre skandinavischer Popmusik auf knapp vier Remix-Minuten und „Someone Else“ arbeitet mit butterweichen Gitarren für einen kleinen Indie-Hit.

„Stillness And Panic“ ist keinesfalls ein schwieriges Album, das man sich erst schönhören muss, aber einfache Kost sieht sicherlich anders aus. Kolstøs klassisch untermalter Ansatz kollidiert auf faszinierende, stets fordernde Art und Weise mit der geballten Kraft von drei elektronischen Jahrzehnten, einem beneidenswerten Händchen für kleine aber feine Melodien, sowie warmherzigem, niedlichem Indie-Understatement. Letztlich ist es müßig, die Musik der Norwegerin zu beschreiben – man muss diese Platte gehört haben, sämtliche Wendungen verinnerlichen versuchen. Es lohnt sich.

Hanne Kolstø - Stillness And Panic

Stillness And Panic
VÖ: 08.08.2014
Jansen Plateproduksjon (Broken Silence)

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