Haley Bonar – Last War

Haley Bonar

Es ist eine Geschichte wie aus einem Film – zumindest anfangs. Bei einer Open Mic Night in Duluth, Minnesota entdeckte Low-Sänger Alan Sparhawk die damals 19jährige Haley Bonar und lud sie auf eine gemeinsame Tour ein. Nur eine Woche später begab sie sich auf eine Reise quer durch die USA. Seither sind mehr als zehn Jahre vergangen, in denen Bonar Album über Album veröffentlichte. Der ganz große Wurf gelang ihr zwar nie, der Wandel von Alternative Country und Slowcore hin zu deutlich bekömmlicheren (Indie) Pop/Rock-Klängen ist dafür geglückt. Mit „Last War“ ist sie nun bei Memphis Industries gelandet.

Der Wandel heißt aber keineswegs, dass sich Haley Bonar von ihren musikalischen Anfängen entfernt hat. Gewisse Country-Elemente und eine Prise Folk lassen sich nach wie vor in ihrem Sound finden und setzen entsprechende, aufregende Reize. „Bad Reputation“ lebt von diesem uramerikanischen Twang, spielt mit klassischem Country-Pop, tauscht Dolly Parton und Dusty Springfield aber gegen deutlich bodenständigere Damen ein – ja, sogar ein wenig Low-Twang schwingt mit. Die im Vorfeld getroffenen Vergleiche mit The Cure sind nicht einmal so abwegig: „No Sensitive Man“, ein flotter, angepunkter Track mit bissigen Texten, melancholischer Grundstimmung und verwaschenen Gitarren wehrt sich fest gegen jeglichen Bauchansatz.

Pop/Rock mit Anspruch und Biss diktiert diese 32 Minuten. „Kill The Fun“ zimmert aus feinfühligen Melodien und dezenter Nachdenklichkeit einen hochgradig eingängigen Track über einen One-Night-Stand. „Woke Up In My Future“ platziert sich rockig und engagiert irgendwo zwischen KT Tunstall und den Bangles – ein angenehm schroffer Einschub, breitbeinig durchgeführt, geprägt von langer Erfahrung als Bühnenveteranin. Bezaubernder Schlusspunkt: die Ballade „Eat For Free“, eine endgültige Rückkehr zu Bonars Wurzeln, kaum instrumentiert, durch das sachte Zusammenspiel mehrerer Stimmen aufblühend, pulsierend, aufwühlend, bewegend.

Mit gerade einmal neun Songs und einer guten halben Stunde Spielzeit fällt „Last War“ auf dem Papier viel zu kurz aus. Natürlich hätte man gerne mehr von Haley Bonar gehört angesichts der Klasse des hier präsentierten Materials. Letztendlich ist an dieser Platte aber auch kein Gramm Fett zu viel dran, treffen sämtliche Ideen unmittelbar ins Schwarze und verzaubern mit einer gut ausgewogenen Kombination aus Witz, kreativer Arrangierung und Wohlfühl-Faktor. Haley Bonar ist längst angekommen mit dieser kleinen Pop/Rock-Perle.

Haley Bonar - Last War

Last War
VÖ: 17.10.2014
Memphis Industries (Indigo)

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