Low – C’mon

Low

Low wachsen seit 18 Jahren konstant und machen aus ihrer Nische eine Methode. Ihrem neunten Studioalbum „C’mon“ wird wohl besondere Aufmerksamkeit geschenkt, woran Led Zeppelin-Legende Robert Plant eine gewisse ‚Mitschuld‘ trägt: Seine Coverversionen von „Monkey“ und „Silver Rider“ auf dem Roots-lastigen „Band Of Joy“ sowie die mehrfach in Interviews gestreuten Rosen sprechen Bände. Nicht, dass Alan Sparhawk, Mimi Parker und der erstmals auf einem Low-Album zu hörende Steve Garrington sich davon beeindruckt zeigen würden – sie toppen sich schlicht und ergreifend einmal mehr selbst.

Für die Aufnahmen des teils on the road geschriebenen Materials sind Low in die Sacred Heart Studios, eine ehemalige katholische Kirche, zurückgekehrt, wo sie bereits das 2002 erschienene „Trust“ eingespielt haben. Entstanden ist ein etwas ruhigeres, zugängliches Album, das von der klassischen Schnittmenge von Indie Rock meets Folk mit Country- und Americana-Einflüssen zehrt. Bereits der Opener „Try To Sleep“ verzaubert mit seiner reinen, unverfälschten Schönheit und der herrlichen Zweitstimme Parkers, die dem Song gewissermaßen seine Wärme und Menschlichkeit verleiht.

Mit dem beinahe britisch aufgebauten „Witches“ und dem weitestgehend akustischen „Something’s Turning Over“ haben sich auch zwei Songs auf das Album verirrt, zu denen man sich durchaus Plants Stimme vorstellen könnte. Die absoluten Highlights finden sich jedoch in der zweiten Albumhälfte, eingeleitet durch das verstörend schöne „Especially Me“ – von Mimi Parker perfekt intoniert. In „$20“ betont Sparhawk immer und immer wieder „My love is for free“, bevor sich „Majesty/Magic“ selbst verschluckt – vier Minuten behutsamer Aufbau bis hin zu wuchtigen Drums und stark verzerrten Gitarren nebst gespenstischem Gesang. „Nothing But Heart“ mit seinen acht Minuten Ackerei kann selbst das toppen – die singende E-Gitarre sorgt auch beim x-ten Durchlauf noch für pure Gänsehaut.

Natürlich kann man seitenweise über die Musik auf „C’mon“ und die Wirkung von Low schwadronieren, diese großartigen Songs förmlich zerreden. Viel einfacher und simpler ist es jedoch diese zehn faszinierenden Songs auf sich wirken zu lassen. Von der ersten, in „Try To Sleep“ angeschlagenen Note bis zum schaurigen Ausklang von „Something’s Turning Over“ zelebriert das Trio aus Duluth, Minnesota musikalische Perfektion, lässt im Stillen rasende Emotionen auf ehrliches, greifbar leidenschaftliches Songwriting und zwei fantastische Stimmen treffen. Low reizen ihren Slowcore hin zu einem neuen Höhepunkt aus. Album des Jahres, Deckel drauf. Was soll da noch kommen?

VÖ: 15.04.2011
Sub Pop (Cargo Records)

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