Jonathan Jeremiah – Oh Desire

Jonathan Jeremiah

Die Zeiten, in denen sich Jonathan Jeremiah seine Studiostunden hart erarbeiten musste, sind vorbei. Mit seinen beiden Alben „A Solitary Man“ und „Gold Dust“, diversen Soundtrack-Beiträgen und Tour-Aktivitäten konnte sich der Brite auch beim deutschen Publikum einen Namen machen. Aus den geplanten drei Wochen Aufnahmesessions, für die Jeremiah erstmals seine komplette Live-Band einsetzte und gleichzeitig selbst produzierte, wurde ein halbes Jahr;  Zeit, die sich für die Entstehung von „Oh Desire“ lohnte.

Auch in deutlich erweiterter Studiobesetzung behält sich Jeremiah seinen Sound bei, erweitert diesen um wenige Facetten und setzt weiterhin auf jene unnachahmliche Leichtigkeit, die auch seine vorigen Releases durchzog. Flucht, Eskapismus, Liebe, Verlust und Verzweiflung sind die zentralen Themen eines Albums, das einmal mehr auf großes Wohlfühlen setzt. Im Herz der Platte sitzt das fünf Minuten lange „Walking On Air“, eine Wohltat zwischen Soul, Pop und Radio-Orchester mit unwahrscheinlich viel Gefühl, edlem Sanftmut und erhabenem Chorus. Die Art und Weise, wie sich diese Songperle immer wieder gen Refrain steigert, beeindruckt.

Die erste Single „Wild Fire“ überrascht mit flottem Country-Twang und einer Prise Folk – eine kleinere Neuerung in Jeremiahs Portfolios, butterweiche Backings inklusive. Hier liegt auch die große Kunst des Briten: Er produziert radiotaugliche Musik, die sich keinerlei Format anbiedert, sehr retrolastig ist und dabei dennoch herlich organisch, geradezu andersartig klingt. Die organische Aufnahmetechnik und das lange Feilen an den Tracks macht sich bezahlt -siehe und höre der instrumentale Sonnenaufgang in „Smiling“, das symphonisch-überschwängliche „Rosaria“ oder der kompakte, fröhliche Titeltrack.

Jonathan Jeremiah setzt seine Akzente souverän und überzeugt abermals mit einer Platte, die mit weniger musikalischem Verständnis und Liebe zum Detail glatt zu Muzak mutieren könnte. „Oh Desire“ läuft aber nicht einmal Gefahr in jene Abgründe zu stürzen, sondern schreitet souverän voran mit einer Riege an großartigen Songs, gefühlvoll arrangiert, warmherzig eingespielt, unwahrscheinlich lebendig und authentisch gestaltet. Auch Jonathan Jeremiahs drittes Album ist ein organisches Wunderwerk, eine Umarmung in musikalischer Form.

Jonathan Jeremiah - Oh Desire

Oh Desire
VÖ: 27.03.2015
BMG Rights Management (Rough Trade)

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