Stefanie Heinzmann – Chance Of Rain
Drei Jahre scheint ihr neuer Rhythmus zu sein: So viel Zeit nahm sich die Schweizerin Stefanie Heinzmann bereits für ihr grandioses drittes Album und so viele Jahre liegen seit dem bereits zurück. Anfang des Jahres gab es mit einem Musikvideo zu „Stranger In This World“ bereits einen etwas ruhigeren Vorgeschmack auf das neue Album „Chance Of Rain“. Mit „In The End“, der eigentlichen Lead-Single, wirft Heinzmann jedoch wieder alles nach vorne und erklomm bereits die Top 25 der deutschen Singlecharts.
Es ist die besagte erste Single, die das Album eröffnet und mit der sich Heinzmann gleichzeitig die Messlatte besonders hoch legt. Das energiegeladene „In The End“ knüpft nahtlos da an, wo die Sängerin auf ihrem dritten Album aufgehört hat: kraftvolle, eingängige und stimmgewaltige Pop-Rock-Songs mit einer Prise Soul und Funk. Im Falle von Stefanie Heinzmann gerne auch selbst geschrieben. Eine etwas weiterentwickelte Form dieser Mixtur bietet „Closer To The Sun“. Das kantige Intro ist zwar weniger laut, aber nicht minder spannungsgeladen. Vers um Vers wird die Nummer markanter und gefälliger, gerade dann, wenn der Refrain im Vergleich zu den Strophen überraschend hoch ausfällt. Wem beim Chorus das Gefühl überkommt, Heinzmann ginge gegen Ende die Luft aus, der sei auf das Ende des Songs verwiesen. Dort hebt die Schweizerin den finalen Chorus gesanglich nach einem überzeugenden Mittelteil auf ein ganz anderes Niveau.
Dramaturgisch etwas ungewöhnlich platziert Heinzmann vier der stärksten Songs direkt hintereinander in die zweite Hälfte des Albums. Die gefühlvolle Mid-Tempo-Ballade „Little Too Long“ führt dieses Quartett an und wird durch das noch ruhigere „Little Universe“ abgelöst. Heinzmanns zarter und sehr zerbrechlich wirkender Stimme wird anfangs lediglich von einem Klavier begleitet. Nicht zuletzt durch die dezente Instrumentierung wirkt die Ballade sehr emotional, intim und authentisch. Letzteres lässt sich auch über „Waterfall“ sagen. Die verspielte Melodie versprüht zusammen mit dem auffordernden Gesang Aufbruchsstimmung und hebt sich durch seine Eigenwilligkeit vom Rest des Albums ab. Aus dem gleichen Grund gefällt auch „What’s On Your Mind“, der letzte Song in diesem Viererpack. Der Track, der voll auf Retro getrimmt ist, etwas Disco hier und Funk dort versprüht, bietet zwar wenige Überraschungselemente, ist aber im Rahmen des gesamten Albums selbst eine sehr zu begrüßende Abwechslung.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wo Schatten ist, muss auch Licht sein. Diese einfache Lektion erzählt Stefanie Heinzmann auf „Chance Of Rain“. Diese einfache Formel trifft auch auf ihren nunmehr vierten Longplayer zu. Von den zu erwartenden Rock-Pop-Uptempo-Nummern überzeugt lediglich die Vorab-Single vollends, anderen haftet der zweifelhafte Charme eines Überbleibsels vom letzten Album an. Songs wie „Glad To Be Alive“ oder „Devil On My Shoulder“ sind zu berechenbar und wirken wie am Reißbrett konstruiert. Es sind vielmehr die ruhigen und etwas eigenwilligen Nummern wie „Little Universe“ oder „Waterfall“, in denen die 26-jährige Schweizerin glänzt; gut, dass die zweite Albumhälfte einige davon parat hält.
Chance Of Rain
VÖ: 27.03.2015
SSDSDSSWEMUGABRTLAD (Universal Music)
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