Sun Cutter – Sun Cutter

Sun Cutter
(c) Ian Harding

Vor drei Jahren erlitt Kevin Pearce einen Herzinfarkt auf einem Golfplatz. Damals war er gerade einmal 33 Jahre alt. Als Teil seines Reha-Prozesses, der unter anderem Lifestyle-Änderungen mit sich brachte, widmete er sich einem eigenen musikalischen Projekt. Als Sun Cutter konzentriert er sich auf einen Mix aus Indie, Soul, Rock und Folk, begleitet von empathischen und liebevollen Texten mit einer feinen Spur Protest. Das erste Album heißt ebenfalls „Sun Cutter“ und beginnt das neue Jahr mit so etwas wie greifbarer Lebenslust.

Das eröffnende „What Can I Do“ zeigt sogleich, wie es geht. Pearces angenehme Stimme hat vielleicht nicht den größten Soul, in Verbindung mit dem entsprechenden Sound geht sie dafür unter die Haut. Der gemächliche Track spielt geschickt mit Retro-Energie und berührendem Elan. In „Don’t Fail Me Now“ scheint das Konzept mit etwas mehr Tempo in den britischen Norden zu ziehen. Schnell ist die Tanzfläche in aller Gemächlichkeit erreicht, der Refrain schillert ungemein und bleibt binnen Sekunden hängen. Das ist tatsächlich, pardon, Musik für die Seele.

Von 08/15 hält Pearce allerdings nichts und lässt Sun Cutter in verschiedene Himmelsrichtungen ausstrahlen. „Kodachrome“ hangelt sich vom Gospel-Ansatz zum treibenden, ruppigen Old-School-Track, fast schon wie erdige Kasabian. Hingegen wirkt „Daylight Star“ federleicht und poppig, leicht schrullig und ultra-eingängig. Da kommen mal eben alle Einflüsse zusammen. Wieder ein paar Türen weiter droht „Superstars“ unter der emotionalen Last des Protagonisten zusammenzubrechen. Gepaart mit einem Arrangement, das auch Dave Gahan & Soulsavers prima zu Gesicht stehen würde, entsteht die nächste Perle.

Und Perlen kennt diese Platte tatsächlich in rauen Mengen, befindet sich im steten Fluss der gehaltvollen Lässigkeit, tut schlicht und ergreifend gut. „Sun Cutter“ geht prima als Wellness-Aufenthalt für die Seele durch mit seinen bewegenden Melodien, dem organischen Songwriting, dem faszinierenden Tiefgang von der ersten bis zur letzten Sekunde. Zugleich stellt sich Kevin Pearce als fantastischer Musiker vor, der ein Händchen für bewegende, beschwingte und aufwühlende Momente besitzt, etwas mit einem Jonathan Jeremiah vergleichbar. Für Sun Cutter sollte dies der Auftakt für große Dinge sein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.01.2022
Erhältlich über: Bronzerat Records

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