L.A. Salami – Ottoline

L.A. Salami
(c) Ruari Meehan

Die Suche nach dem Selbst hinter dem Selbst treibt L.A. Salami seit jeher an. Der in Peckham geborene Lookman Adekunle Salami wollte immer schon mehr über seine eigene Identität, seine Familie und seine Herkunft erfahren. Unter anderem äußert sich das in seiner überaus vielschichtigen Musik, die gerne mal den Bogen von Folk und Singer/Songwriter über Indie Rock und Post Punk bis hin zu Rap und HipHop spannt. Was auf „The Cause Of Doubt & A Reason To Have Fate“ bereits höchst spannende Blüten trieb, genießt nun eine nicht minder spannende Fortsetzung in Form von „Ottoline“.

Salami nennt seinen Sound augenzwinkernd ‚post-modernen Blues‘, was tatsächlich gar nicht mal so verkehrt ist. Das kommt beispielsweise im abschließenden „In Honour Of The Street Lights“ prima durch. Locker angeschlagene Gitarre, Stream of Consciousness, bluesiges Songwriter-Attitüde mit Dylan-Flair sowie kraftvollen Jazz-Untertöne im Abgang – diese musikalische Reise weiß zu unterhalten. Im vergleichsweise kurzen, knackigen „Desperate Times, Mediocre Measures“ kommen deutlich dichtere Texturen zum Einsatz, zwischen verträumten Vocals und Sprechgesang der nachdrücklichen Art verortet. Das klingt nach einer deutlich moderneren Variation auf Tricky, was nun wahrlich nicht die schlechteste Referenz ist.

Letztlich bleibt das nur eine Facette von vielen, und ein Songdoppel im Herzen dieses Albums symbolisiert den eklektischen Ansatz besonders exquisit. „Peace Is Fine“ hangelt sich von Reduktion zu dichtem Songwriter-Pop mit frühlingshaften Texturen, deren Soundtrack-artiger Charme durchaus wie ein digitaler Jonathan Jeremiah anmutet. Hingegen zeigt sich „Peace Of Mind“ lauter, aber nicht minder eingängig, ein wunderbar getragenes Stück Musik, das von seiner aufregenden narrativen Struktur, von seinem Wortschwall und seiner unwiderstehlichen Hook lebt. Auch „Is This Hell? (Pt. 1)“ geht sofort ins Ohr, eine lichte Antwort auf den finsteren Jazz von King Krule.

Was „Ottoline“ so charmant macht, ist sein Tiefgang. Reichhaltige musikalische Sphären lassen stetig neue, packende Entdeckungen zu. Details entblättern sich – gerne mal spontan und komplett unvorhersehbar, aber deswegen um Welten schöner und mitreißender. Schwebende, aufwühlende Gefilde tragen zu stetig neuen Höhepunkten der unvorhersehbaren wie aufregenden Art. Zudem bleibt L.A. Salami einer der besten Storyteller der Gegenwart, fast in der Tradition alter Granden, doch stets von seinem ureigenen Stempel geprägt. „Ottoline“ ist der nächste Leckerbissen in der noch recht jungen Karriere des Briten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.10.2022
Erhältlich über: Sunday Best Recordings (Membran)

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