Ben Galliers – Calm Seas Don’t Make Good Sailors

Ben Galliers

Als Ben Galliers vor 15 Jahren von Coventry nach Deutschland zog, waren ihm musikalische Gedanken fern. Profifußballer wollte er werden, spielte mit Anfang 20 drei Jahre in der Regionalliga für Rot-Weiß Essen und Dynamo Dresden, fühlte sich aber nicht gut genug. Galliers blieb Deutschland aber treu, studierte und lernte 2010 schließlich seine heutige Band kennen, die auch seinen Namen trägt. „Calm Seas Don’t Make Good Sailors“, das erste Album, spielt sich weitestgehend zwischen Folk-Pop, Indie und Singer/Songwriter ab, jagt von einer Perle zur nächsten.

Bereits der Auftakt, auch wenn er ein wenig aus dem Rahmen fallen mag, bereitet Freude. „Love Isn’t All We Need“, das auch mit einem sympathischen Video versehen wurde, wirkt auf wundersame Weise von der Realität losgelöst, dezent folkig und doch irgendwie funky, von einer (semi-synthetischen) Reihe an Instrumenten befeuert. Zusätzliche Vocals der Geschwister JOCO erzeugen einen Wohlfühleffekt Marke Gotye. Ähnlich eigenwillig – im positivsten Sinn – zeigt sich „Dice With The Devil“, eine sympathsiche Indie-Cabaret-Nummer zwischen Panic! At The Disco und Scams.

Die Kunst von Ben Galliers Einstand ist der Gesamteindruck, denn bei aller Abwechslung wirken die 41 Minuten wie aus einem Guss. So funktioniert das fragile, folkige „Counterweight“ wunderbar nebem dem verspielten Odd-Pop-Track „The Day Reginald Barker Came To Stay“, macht der dramatische Vibe von „Doldrums“ mit großem Hard-Rock-Solo absoluten Sinn an der Seite des sympathischen Titeltracks mit treibendem Bandsound, ordentlich Fernweh und dennoch herrlich präsentem Folk-Vibe.

Minimalismus trifft auf Bandpräsenz, unverschämt gutes Songwriting auf ein Ohr für smarte Melodien; dennoch bleibt „Calm Seas Don’t Make Good Sailors“ geradezu erschütternd bescheiden, fast zu nett. Zurückhaltung ist aber nicht nötig, denn Ben Galliers debütieren herausragend. Hier reiht sich Hit auf Hit, selbst die vergleichsweise nackten Singer/Songwriter- und Folk-Tracks schreien geradezu nach der Repeat-Taste. Es ist eine Liebhaberplatte, die erste leicht kuschelige (aber keinesfalls kratzige) Wohlfühldecke für einen langen Herbst, das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte. Danke Essen, danke Dresden.

Ben Galliers - Calm Seas Don't Make Good Sailors

Calm Seas Don’t Make Good Sailors
VÖ: 04.09.2015
Kamé Entertainment / Believe Digital (Soulfood Music)

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