Scams – Rewrite Fiction

Scams

Während aktuell in Austin, Texas das SXSW stattfindet, sorgt ein Blick auf das Festival von 2009 für zusätzliche Gegenwarts-Perspektivenwirkung. Damals wurden Scams aus dem Norden Großbritanniens zu den besten UK-Bands on stage gewählt. In der Zwischenzeit sorgten sie mit dem Video zu „Lost For Words“ (ein sympathischer Zusammenschnitt alter Folgen der ‚Sesamstraße‘) für ein wenig Aufsehen, fanden bei DevilDuck Records eine musikalische Heimat und haben nun ihr Debütalbum „Rewrite Fiction“ am Start.

Das in den Hamburger Clouds Hill Recordings-Studios produzierte Werke ist reich an Assoziationsmöglichkeiten und Parallelen zu so unterschiedlichen Bands wie Foals, The Cure, Fall Out Boy, The Drums und Panic! At The Disco, in diesem Indie- / Alternative- / College- / Math-Dunstkreis allerdings angenehm eigen, ja mit einer heutzutage so selten vorkommenden eigenen Identität versehen. Man ziehe beispielsweise eben jenes „Lost For Words“ heran: Aufbruchsstimmung in den Strophen, kernig-leidende Vocals mit leichtem US-Einschlag von Andy Morgan, ein wenig Math-Rock in den Riffs und das Melodiegefühl von Fall Out Boy on top of it all. All das in dreieinhalb Minuten Leidenschaft komprimiert, charmant kauzig und offen für Liebhaber.

Angenehm an Scams ist, wie sie typisch britische Math- und Indie-Elemente in ihren Sound einbauen, diese aber in ihrem amerikanisierten Soundgewand zu hochgradig intelligenten Gitarren-Perlen verschmelzen. „Youngblood“ atmet ein wenig den Geist des Foals-Debüts, nur um im nächsten Moment ein fettes Rock-Riff anzureißen. „The Gunfighter“ tänzelt amüsiert durch die Indie-Disco und nimmt die nächste Evolutionsstufe der Vaccines vorweg. Im Kontrast dazu entdeckt „Sturges‘ Travels“ die Macht eines überdimensionierten Basslaufes für sich, während „Making Maps From Memory“ stellenweise die kommende Grillsaison vorbereit.

„Rewrite Fiction“ verkörpert Aufbruchsstimmung, Spielfreude und scheuklappenfreies Denken, das zwischen Genres und Kontinenten keine Unterschiede macht. Für Scams ist es ein überaus erfrischendes Debüt mit cleveren Arrangements, sympathischen Texten und einer beinahe klassisch anmutenden Produktion und Präsentation. Man meint die zwölf Songs bereits länger zu kennen, auch wenn man erst einen Durchlauf hinter sich hat. Der Clou: Vertraute Referenzen wurden angenehm neu und unerwartet zusammengemischt mit – man traut sich diesen Begriff heutzutage kaum mehr aus der Tastatur zu klopfen – ‚innovativem‘ Auftreten. Right on.

VÖ: 18.03.2011
DevilDuck Records (Indigo)

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