Matthew Halsall & The Gondwana Orchestra – Into Forever
Trompeter, Komponist, Arrangeur – Matthew Halsall ist ein Tausendsassa und gleichzeitig mögliches neues Gesicht des Jazz. Dabei war das alte Gesicht keineswegs abgenutzt, doch ein wenig frisches Blut… – eigentlich egal, denn der Bandleader aus Manchester lässt sowieso die Musik für sich sprechen und hat ein zweites Album mit seinem Gondwana Orchestra, diversen Streichern, Sängern und anderen Gästen aufgenommen. Halsall selbst ist mit seiner Trompete nur zwei Mal auf „Into Forever“; seine Handschrift ist dennoch unverkennbar.
Gleich vier Songs wurden mit Gesang von Josephine Oniyama aufgenommen, darunter der herausragende Opener „Only A Woman“. Kaum zu glauben, dass Halsall ursprünglich ein Instrumental daraus machen wollte, denn die Art und Weise, wie die Tochter einer libanesischen Mutter und eines jamaikanischen Vaters über eine ganz besondere Mutter-Tochter-Beziehung singt, beeindruckt. Einzig in „Jamais Vu“ ist eine andere Stimme zu hören. Hier setzt Bryony Jarman-Pinto sanfte, smoothe Kontraste, begleitet von fernöstlicher Instrumentierung.
Dass Halsall zuletzt viel Zeit in Asien, besonders Taipeh, verbracht hat, hört man weiten Teilen des Albums an. „Daan Park“, beispielsweise, entstand auf einer Parkbark in der taiwanesischen Metropole, als der Brite einer Tai Chi-Gruppe bei ihren Übungen zusah. Ihre Grazie und Anmut wurden in einem der weichsten, sanftmütigsten Songs dieser Platte vertont. Krasser Gegensatz: „The Land Of“, das vielleicht aufregendste Instrumental-Stück dieser Platte. Von Beginn an brodelt das Zusammenspiel zwischen Cello und Flöte. Im Hintergrund wirkt The Cinematic Orchestra-Schlagzeuger Luke Flowers anfangs noch zurückhaltend mit, steigert sich aber mehr und mehr in den Song hinein, setzt eine wilde Serie an Fills, Rolls und Drum-Attacken bis zum krachenden Finale fort.
Tatsächlich ist es aber der ebenmäßige Fluss, der „Into Forever“ so spannend macht. Die Mischung aus Jazz und fernöstlichen Klängen mag nicht neu sein, wurde aber selten so sympathisch umgesetzt. Halsall hält sich weitestgehend geschickt im Hintergrund, lässt die durchdachten Arrangements für sich sprechen und setzt dabei so manchen spektakulären, bewegenden Track mit hervoragender Unterstützung durch sein ureigenes Orchester um. So schön und stilvoll kann Musik sein.
Into Forever
VÖ: 30.10.2015
Gondwana Records (Groove Attack)
Matthew Halsall @ Home | @ Facebook
„Into Forever“ @ Amazon kaufen