Motorpsycho – Supersonic Scientists
In gut 25 Jahren sammelt sich einiges an. Das mussten auch die überaus umtriebigen Psych-Progger Motorpsycho feststellen, als sie an ihrer eigenen Ausstellung „Supersonic Scientists“ im norwegischen Rock-Staatsmuseum Rockheim feilten. Die releasefreudigen Veteranen, die neben einer an sich kaum überschaubaren Menge an Studioalben noch zig Kleinformate, Live-Platten und Kollaborationswerke veröffentlicht haben, entschieden sich schließlich für 15 Songs (sowie zwei Bonus-Tracks auf der CD-Version), nannten diese Compilation ebenfalls „Supersonic Scientists“ und bieten damit die erste komplette Rundreise durch das wundersame Werk der Nordlichter.
Im Gegensatz zu vielen anderen Best-of-Platten verzichten die Norweger auf eine chronologische Reihung und lassen die neu gemasterten Songs auf zwei CDs nahtlos ineinander laufen. Der älteste Track auf dieser Compilation eröffnet die Zusammenstellung: „Nothing To Say“ erschien bereits 1993 auf dem dritten Studioalbum „Demon Box“. So hart, bissig und direkt hört man Motorpsycho heute nur selten. Der wütende, ins Gesicht springende Refrain hat unheimlich viel Charme. Im direkten Anschluss findet sich ein gekürzter Abschnitt aus der „Little Lucid Moments“-Suite, ebenfalls schön bissig und nach vorne orientiert.
Natürlich stehen die überlangen Monolithen im Mittelgrund, sauber verteilt. Der Klassiker „The Golden Core“ wird mit seinen stattlichen 13 Minuten zur wahren Geduldsprobe, macht dafür aber fast alles richtig. Gerade die geschickt eingesetzte Zäsur, kurz vor dem groß angelegten Ausbruch, zählt zu den feinen Kniffen im Arsenal des Trios. Auf der anderen Seite betont „Starmelt/Lovelight“ die verspielte Seite Motorpsychos, orientiert sich „Cornucopia (…Or Satan, Uh…Something)“ an ausuferndem Krautrock und wird mit „Toys“ schließlich ein echtes Sammlerstück als Draufgabe mitgegeben.
In 100 mächtigen Minuten gewähren Motorpsycho einen kleinen Einblick in ihr vielfältiges Schaffen. Der Backkatalog ist kunterbunt, abwechslungsreich, mal knüppelhart, dann wieder verträumt und unwahrscheinlich proggig. „Supersonic Scientists“ soll eine Art Einstiegsdroge sein, die tatsächlich einige der besten Songs der Norweger zusammentrommeln konnte. Wer sich jetzt, nach dieser exquisiten Compilation, nicht für den Sound der Norweger interessiert, ist selbst schuld.
Supersonic Scientists
VÖ: 16.10.2015
Stickman Records (Soulfood Music)
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