The Dirty Nil – Higher Power

The Dirty Nil

„Ist das noch Punkrock?“, fragten wütende Fat Wreck-Fans, als The Dirty Nil auf dem Edel-Punk-Label 2011 ihre Debütsingle veröffentlichen. Nein, ist es natürlich nicht, und gerade deswegen macht der Sound der drei Kanadier so viel Spaß. Einige Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, nun steht das erste Album „Higher Power“ endlich in den Startlöchern. Darauf zu hören: 90s College-Rock mit Noise-Energie und dezenten Hardcore-Einflüssen.

Pogo mit fetten Melodien – so oder so ähnlich lassen sich die elf kurzen, kompakten Tracks zusammenfassen. Die beiden wohl eingängigsten Vertreter feuert das Trio gleich zu Beginn ab. Zunächst die Video-Auskopplung „No Weaknesses“, stilecht durch Squeals und Distortion eingeleitet. Das hektische Riff erinnert ein wenig an Kvelertak, mit einsetzenden Vocals und dem unwiderstehlich melodischen Refrain werden eher Mclusky zitiert. Noch etwas getragener und eingängiger, wenn auch mit ominpräsenten Noise-Untertönen behaftet: „Zombie Eyed“, ein schwer atmendes Monster mit einer kräftigen Portion Weezer.

The Dirty Nil powern sich durch ihr Debüt mit kleinen und großen Ausrufezeichen. „Fugue State“ geht kurz auf die dezent angegrindete Hardcore-Schiene, dann macht sich „Bruto Bloody Bruto“ auf, Proto-Grunge ein kleines Revival zu gewähren. Zwischendurch zitiert sich „Friends In The Sky“ durch die 90er Jahre, schwelgt das dicke, herrlich verkopfte „Wrestle Yu To Husker Du“ in Erinnerungen und zeigt „Bury Me At The Rodeo“, wie ein klaustrophober Post-Emo-Track 2016 funktionieren kann.

Natürlich ist „Higher Power“ viel zu kurz; 27 Minuten sind, wenn man so will, nicht mehr als ein avantgardistischer Wimpernschlag, vor allem wenn man dabei derartig energisch und geladen durch seine Songs poltert wie diese drei Kanadier. The Dirty Nil bringen unwahrscheinlich viel Spielfreude mit, ordentlich Schweiß und ein Verständnis für gute Melodien. Gleichzeitig packen sie Noise-Attacken und Feedback-Schleifen en masse aus, die zusätzliche kleine Widerhäkchen setzen. Schnell ist die Repeat-Taste gedrückt. Wieder und wieder und wieder – welch ein heroischer, süchtig machender Einstand!

The Dirty Nil - Higher Power

Higher Power
VÖ: 26.02.2016
Dine Alone Records / Caroline (Universal Music)

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