Júníus Meyvant – Floating Harmonies
Lange Jahre war Unnar Gísli Sigurmundsson ein Suchender. Sein Freiheitsdrang kostete ihm einst seinen Platz an der Musikschule. Fortan wurden Skateboarden und Malen zu seinen einzigen Zeitvertreiben, bis er mit Anfang 20 schließlich eine abgehalfterte Gitarre entdeckte. Nun sorgt er als Júníus Meyvant in seiner isländischen Heimat für Furore. Irgendwo zwischen Folk, Pop und Wellness rotiert er längst über die nationalen Radiogrenzen hinaus und packt nun zwölf schlagkräftige, musikalische Argumente auf sein Debütalbum „Floating Harmonies“.
Wer immer schon wissen wollte, wie ein vertontes verschmitztes Lächeln klingt, legt diese 53 Minuten ein und lässt sich verzaubern. Die Art und Weise, wie Meyvant über seinen Songs schwebt und dennoch bestimmt den Takt vorgibt, ringt Respekt ab und geht unter die Haut. Ein „Hailslide“ versprüht von der ersten bis zur letzten Sekunde gute Laune mit Streichern aus der Dose, frühlingshafter Melodik, ja sogar einer kleinen Prise Funk. Im krassen Gegensatz dazu zieht „Signals“ luftige Folk-Seiten auf, verbunden mit lyrischem Tiefgang und einem Hauch von Drama. Auch hier sind die Streicher wieder da, akzentuieren den beinahe sprunghaften Charakter dieser Platte.
Gelegentlich erinnert Meyvant an Jonathan Jeremiah mit seinem Faible für Strings und beinahe Soundtrack-artige Arrangements. Der Opener „Be A Man“ würde prima als Score verschiedener Filme funktionieren, und das nicht nur, weil er rein instrumental ausfällt. Wenn „Beat Silent Need“ im direkten Anschluss eine kesse Sohle aufs Parkett legt, wenn „Mighty Backbone“ zum folkigen Prediger im mächtigen Pop-Gewand wird, macht das Eindruck. Der Isländer kann aber auch ganz leise. Die Fragilität des endlosen „Pearl In Sandbox“ geht unter die Haut, rührt zuweilen gar zu Tränen.
Das bloße Selbstverständnis Meyvants für seinen Sound ringt Respekt ab. Für einen Spätberufenen durchaus unüblich, weiß er ganz genau, wie er zu klingen hat, und wie seine Songs mit einfachen Mitteln maximalen Effekt erzielen. Bei „Floating Harmonies“ ist der Name Programm. Schwebende Arrangements, beschwingte Töne und introvertierte, bewegende Einschübe – ein faszinierendes Debüt mit hohem Suchtfaktor.
Floating Harmonies
VÖ: 08.07.2016
Record Records (Broken Silence)
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