65daysofstatic – No Man’s Sky: Music For An Infinite Universe

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Einer der am heißesten erwarteten Videospieltitel des Jahres erforscht aktuell die Unendlichkeit. „No Man’s Sky“ lädt dazu ein, ein neues Universum zu entdecken, generiert von Computerhand, so überraschend wie mysteriös. Der Soundtrack dazu kommt von den Post-Rock-Veteranen 65daysofstatic, die sich in den letzten Jahren vermehrt elektronischen Einflüssen öffneten und deswegen die perfekten Kandidaten für dieses Game sind. „No Man’s Sky: Music For An Infinite Universe“ beschränkt sich aber keinesfalls darauf, die einzelnen Tracks des Spiels wiederzugeben. Die Briten haben daraus ein eigenständiges Album geschnitzt.

Gerade die erste CD klingt wie eine reguläre 65daysofstatic-Platte und ist wohl auch als solche zu behandeln. Natürlich von der Soundtrack-Arbeit inspiriert, wird diese allerdings in die eigene Diskographie eingebettet mit Tracks, die vertraut und doch neu wirken. Bereits der Opener „Monolith“ geht auf Forschungsreise im bereits erwähnten musikalischen Spektrum. Beeps und Bleeps treffen auf schroffe Gitarren, wüste Loops und unkontrolliertes Chaos. Nach gut vier Minuten steht schließlich eine gewaltige Explosion an, dann rockt es sich gar elektronisch durch die Botanik. Störsignale, schroffe Produktion, konstanter Widerspruch – was für eine Grenzerfahrung.

Wie kaum eine andere Band verstehen die Briten das Wechselspiel zwischen laut und leise, synthetisch und organisch für sich gewinnbringend einzusetzen. Vergleichsweise kurze Fragmente tragen der Entspannung bei, beruhigen die Situation etwas und sammeln Energie. So bereitet das zaghafte „Escape Velocity“ beispielsweise grandios auf das ausufernde „Red Parallax“ vor, mit dem 65daysofstatic über weite Teile zurück zu ihren Wurzeln kehren, ja sogar metallisch angehauchte Melodiebögen zulassen. Dass auch dissonante Ruhe ihren Reiz hat, offenbart das konstant wabernde, schwierige „Blueprint For A Slow Machine“ – später Abflug mit einem Hauch von Harmonie, in seiner Gesamtheit aber herrlich verquer.

Aber nicht nur das, „No Man’s Sky“ beinhaltet obendrein eine zweite CD mit Track-Sammlungen, Soundscapes und bedrohlichen sowie kathartischen Aufbauten, die wie ein tatsächlicher Videospiel-Soundtrack klingen, wohl der In-Game-Gestaltung entsprechen. Manche Elemente und Motive erkennt man vom „eigenen“ Album wieder, andere entführen in abermals neue Dimensionen. Wie das Spiel selbst regt auch die Musik dazu an, immer neue Welten zu erkunden und zu erforschen. 65daysofstatic nähern sich dem Maximum an Kreativität, Tiefgang und majestätischem Gefühl an. So krude und schroff „No Man’s Sky“ anfangs auch anmutet, es ist die bislang beste und anhaltendste Platte des Quartetts; eine Platte, an der sie sich künftig messen lassen müssen.

65daysofstatic - No Man's Sky: Music For An Infinite Universe

No Man’s Sky
VÖ: 05.08.2016
Laced Records / Concord Records (Universal Music)

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