Messer – Jalousie

Nach zwei unterhaltsamen Platten in schneller Abfolge ließen sich Messer dieses Mal ein wenig Zeit. Das Lineup wurde ein wenig umgebaut, der Sound fokussiert und gebündelt. Als Quintett wühlt die über weite Teile des Landes verteilte Band nun besonders launig durch Post Punk, New- und No Wave, getragen von lakonisch vorgetragenen Kurzgeschichten und einer der ungewöhnlichsten Stimmen der Gegenwart. „Jalousie“ lässt nur wenig Licht durch und spendet durchaus wohligen Schatten.

Der Punk-Aspekt, bei dem auch tatsächlich die Post abgeht, kommt nur selten an die Oberfläche. „Meine Lust“ überrascht durchaus als krachiges Energiebündel von knapp unter zwei Minuten Spielzeit, wuchtigen Drumsalven und Math-artiger Melodik-Antithese. Vielleicht passt „Die Echse“ mit Interpol-Untertönen noch am ehesten in diese Riege. Der verbleibende wirklich kurze Song, „Detektive“, wird zum Tanz gen Untergang. Zwischen vielschichtigem Wave-Arrangement, komplexem Untergangsszenario und gehörig Biss entwickelt sich der erste der beiden Vorboten auf diese Platte zum Mini-Hit.

Ebenfalls bereits bekannt: „Der Mann, der zweimal lebte“, ein herrlich nachdenkliches Stück Musik, das schwer atmet und Fernweh mit bittersüßem Schmerz kreuzt. Bei „Im Jahr der Obsessionen“ kommt sogar ein wenig Film-noir-Stimmung auf. Hier riecht es intensiv nach Untergang – jener Schwere, die zuvor bereits „Der Staub zwischen den Planeten“ (einer von mehreren Trompeten-verdelten Tracks) oder dem mit Blixa Bargeld’schen Sound-Collagen ausgestatteten Opener „So sollte es sein“ angedeutet wurde.

Zwischen dem tanzbaren „Schwarzer Qualm“ und dem gewöhnungsbedürftigen „Schaumbergs Vermächtnis“ gestaltet sich selbst der Abschluss durchaus spektakulär. Gebündelte Emotionalität und mitreißende Kälte säumen das dritte Messer-Album. Faszinierende Geschichten und höchst abwechslungsreiches Post-Punk-Destillat machen von vorne bis hinten Laune. Natürlich eckt mancher Song, manch Arrangement ein wenig an, aber das soll, nein, muss so sein. Die Herausforderung der stilistischen Untiefe macht den Reiz dieser Platte aus.

Jalousie
VÖ: 19.08.2016
Trocadero (Indigo)

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