Swain – Infinite Child

Swain
(c) Noam Cohen

Geduld ist eine Tugend, mit der Fans von Swain mittlerweile bestens vertraut sein sollten. Gut, gleich sechs Jahre seit „Negative Space“ sind natürlich eine ganze Menge Holz. Die Welt veränderte sich schnell, und auch bei den Niederländern ist einiges anders. Einerseits kommt man aktuell nur noch in Trio-Besetzung ins Eck, andererseits setzt sich die musikalische Weiterentwicklung fort. Ihr nunmehr viertes Album könnte kaum weiter von den lärmenden Anfangstagen entfernt sein, gibt sich deutlich emotionaler und introvertierter, ohne dabei auf die vertraute Intensität zu vergessen. Unter der Ägide von Szene-Produzentenlegende J. Robbins entstand mit „Infinite Child“ ein bewegendes Happening.

Drückende, fast dröhnende Schwere legt sich auf das Gemüt und strapaziert das Nervenkostüm auf gemächlich-feinsinnige Weise. „Goodbye Kiss“ eröffnet schleppend und intensiv, spielt mit Emo- und Grunge-Elementen, mit ein wenig Gaze und lebt doch für diesen mächtigen Hauptteil, der selbst im Midtempo-Bereich mit Unmengen an Distortion alles überlagert. Ob „Dig Into Yourself“ als kleine Aufforderung zu verstehen ist? Die lässigen, abgehangenen Pixies-Gitarren wissen zu unterhalten, ringsum gehen es Swain gemächlich an und lassen den Track wachsen, bevor im Schlussspurt das Tempo etwas zunnimmt, fast punkig anmutet.

Es sind diese kleinen Details, die dieses Album so stark machen. Das gilt auch für „Fade Out“, dessen Understatement mit Wave und Emo kollidiert, bevor das schrammelnde, aufbrausende Finale die Zügel in die Hand nimmt und fest umarmt. In „Sugarblind“ stecken Ideen für vier bis fünf Songs, wobei die dichten Texturen ebenso unterhalten wie die süssliche Melodik, der Zusammenbruch aus heiterem Himmel und die tiefe Verbeugung vor The Cure. „Comedown“ macht seinem Namen alle Ehre, bricht die Instrumentierung auf das Wesentliche herunter und liefert eine der besten Vocal-Performances der Bandgeschichte – bewegend, intim, voller Herz.

Das ist anders, im besten und schönsten Sinne. Von Wut und ungestümer Energie ist herzlich wenig geblieben. Stattdessen lenken Swain den Blick nach innen, ohne jedoch ihre Gefühle im Hinterhof der eigenen Emotionen zu belassen. „Infinite Child“ kehrt nach außen und wählt dafür bevorzugt getragene Töne, die jedoch nie ermatten. Die Spielfreude bleibt selbst im vergleichsweise Stillen erhalten, weil die Songwriting-Dynamik nach wie vor eine elementare Rolle spielt. Pure Intensität mit Melancholie und Midtempo, deutlich dichtere Atmosphäre, dazu diese kleinen und feinen Kanten, diese Sollbruchstellen als Bonus – Swain entwickeln sich einmal mehr auf mitreißende Weise weiter.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.06.2025
Erhältlich über: Family Therapy

Website: www.swainblues.com
Facebook: www.facebook.com/weareswain