Apologies, I Have None – Pharmacie

Apologies, I Have None

Die Zeit nach „London“ als bewegt zu bezeichnen, wäre wohl dezent untertrieben. Apologies, I Have None hatten mit einer Reihe an Widrigkeiten zu kämpfen. Zwei Mitglieder stiegen aus, die EP „Black Everything“ und eine Split wurden als Bestandsaufnahme ausgespuckt, dann nahm die Band die Recording Sessions selbst in die Hand. Obendrein ließ sich Josh Mckenzie, mittlerweile alleiniger Frontmann, für „Pharmacie“ von seinen inneren Dämonen inspirieren. In zehn Kapiteln beschreibt das Quartett, wie sich der plötzliche Verfall geistiger Gesundheit auf ein Liebespaar auswirkt.

Natürlich spielt sich auch dieses Album geschickt zwischen den Stühlen ab. Emo nimmt zwar eine wichtige Rolle ein, bleibt aber letztlich nur eine Zutat für bewegende Songs zwischen Wut, Verzweiflung, Romantik und Sinnsuche. Mit dem aufwühlenden, vergleichsweise verspielten Opener „Love & Medication“ deuten Apologies, I Have None Hoffnung und Zuneigung an. Poppige Melodik, bissige Lyrics und unterschwellige Core-Energie erinnern entfernt an das drastische und doch gefühlvolle Auftreten von Black Foxxes – ein Vergleich, der neben Brand New noch öfter strapaziert werden wird.

Bereits mit dem folgenden „Wraith“ beginnt der kontinuierliche Abstieg in erschütternde Untiefen. Hier noch vergleichsweise rockig und düster ausgekleidet, wechseln sich ruhige, beinahe balladeske und kraftvoll-fordernde Momente im Weiteren ab. Zwischen dem bissigen Uptempo-Schlachtross „It’s Never The Words You Say“ mit kathartischem Höhepunkt, dem nachdenklichen „Anything Chemical“ und dem erschütternden „Crooked Teeth“ sind es nur wenige Türen. In der Katastrophe „Killers“ decken Apologies, I Have None“ ihr ganzes musikalisches Spektrum ab, setzen ein wenig Post Rock neben Emo- und Hardcore als Antithese zum ruhigen Auftakt. Das semi-hymnische „A Pharmacy In Paris“ entlässt schließlich bittersüß.

Eigentlich ist es im Fall von „Pharmacie“ sogar eine Unart, einzelne Songs bzw. Kapitel herauszugreifen, so gut diese auch sind. Seine wahre Kraft entfaltet das Album in der Gesamtheit, in der kompakten und doch ausladenden Präsentation. Die rohe, alles andere als fehlerfreie Produktion trägt zum Charme bei, fängt sie doch emotionale Zwiespälte, Hoffnung und Verzweiflung mit all ihren Wirren beeindruckend ein. Das Storyboard „Pharmacie“ reißt mit, auch wenn man sich nachher – zumindest emotional – unheimlich erschöpft fühlt. Nicht durchgehend stark, wohl aber eine hochgradig spannende Platte – das Warten auf Apologies, I Have None hat sich ein weiteres Mal gelohnt.

Apologies, I Have None - Pharmacie

Pharmacie
VÖ: 26.08.2016
Uncle M Music (Cargo Records)

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