Tristesse – Im schwächsten Licht
Vor zwei Jahren trafen sich fünf Berliner Jungs in einer lokalen Kneipe und diskutierten Pläne für eine gemeinsame musikalische Zukunft. Mit ihren ersten Tracks sorgten Tristesse für Aufmerksamkeit – eine aufwühlende Mischung aus Indie, Shoegaze, Alternative, Grunge und Dream-Pop, die hinter fast schon euphorischem Sound durchaus ernste Themen verpackt. „Im schwächsten Licht“ ist ihre erste EP und bemüht dicke Klangteppiche auf der Suche nach der eigenen Identität.
„Rausch“ spielt sich schnell in einen selbigen, vorwitzig und zugleich unbequem. Jannes-Maximilian Priebels passt seine Stimme dem federnden Arrangement an, schwebt geradezu über den Dingen und schneidet doch mit klarer Message durch den Gaze-Nebel. Ganz nebenbei löst sich noch die eine oder andere Hook aus dem Dickicht. In „Serotonin“ geht es hingegen um Depression, was dem durchaus Drangsal-artigen Track tatsächlich steht. Hinter dem doppelten melodischen Boden mit starkem 80s-Wave-Einschlag verbirgt sich ein weiterer reflektierter Text. Nunmehr übernehmen die Gitarren zunehmend das Geschehen. Auch das klappt prima.
Von musikalischer Fröhlichkeit ist in „Kreis“ allerdings herzlich wenig zu hören. Tristesse bemühen ein wenig Melancholie, beinahe an den Bandnamen angelehnt, und kommen doch nicht umher, eine Art Hymne loszutreten, die im Refrain so richtig aufblüht. Grunge- und Alternative-Schwere schaffen einen wunderbaren Spagat, den „Mono“ mit Bravour aufnimmt. Noch mehr Druck, ein paar gekonnt käsige Melodien – Man On Man lassen grüßen. Und dann löst sich dieser fantastische Chorus aus dem Massiv, der um einen Ausbruch aus dem Status Quo bemüht ist. Es dürfte der beste Moment dieser EP sein, scharfkantig und doch butterweich.
Das soll tatsächlich eine erste EP sein? Selbstverständlich finden sich gleich mehrere vertraute Zitate auf diesem Einstand, unter anderem mischen Nothing weit vorne mit, aber das stört keinesfalls. Im Gegenteil: Tristesse zeigen, wo sie eigentlich herkommen, und würzen das Gemisch mit grandiosen Beobachtungen und Refrains, die sofort im Ohr bleiben. „Im schwächsten Licht“ strahlt tatsächlich hell, gleißend hell sogar. Diese Band muss man sich unbedingt merken.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 03.12.2021
Erhältlich über: Eigenvertrieb
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