Charlie Cunningham – Lines
Millionen von Streams auf Spotify, serienweise intime Gigs und gefeierte Festival-Auftritte in ganz Europa: Charlie Cunningham mag kein Chartstürmer sein, konnte sich in den letzten beiden Jahren, nicht zuletzt durch drei herausragende EPs, schnell ein besonders loyales Publikum erspielen. Der britische Singer/Songwriter, mittlerweile bei José González‚ Label Dumont Dumont unter Vertrag, verbindet auf seinem Debütalbum „Lines“ nun Genre-Tradition mit modernen Elementen.
„An Opening“ war der erste Song, den der Londoner für diese Platte schrieb. Gleich zu Beginn platziert, arbeitet sich Cunningham über feines Fingerpicking und zelebrierten Minimalismus in malerisch-schüchterne Klanglandschaften vor. Nach zweieinhalb Minuten branden schließlich Synthis auf, die kurz gen Electronica entführen. Der Brite will jedoch nicht tanzen, nur kurz aufwecken. Ähnliche Elemente, wohl aber von der ersten Sekunde an, hat das nicht minder eingängige „Minimum“ zu bieten.
Seit der ersten EP stellt Flamenco einen wichtigen Eckpfeiler in Cunninghams Sound dar. Auf „Lines“ branden immer wieder entsprechende Ideen auf, beispielsweise im ansonsten fragilen „You Sigh“ oder dem mitreißenden, leidenschaftlichen „Breather“. Zwischendurch wagt sich der Londoner an die poppigeren Vertreter seiner Zunft (das eingängige aber dennoch kantige „Born“) und setzt der britischen Glum-Pop-Bewegung im abschließenden „While You Are Young“ ein kleines Denkmal.
Mit einem Händchen für packende Melodien und clevere Arrangements pendelt Charlie Cunningham zwischen Songwriter-Minimalismus, Flamenco-Einflüssen und einem Hauch von Elektronik. „Lines“ verbindet die klassischen Einflüsse des Genres mit zeitgemäßen Sprengseln und setzt somit leuchtende, bewegende Akzente mit hohem, unabstreitbarem Suchtfaktor. Wohlfühl-Sound ohne Charts-Anbiederung – es geht eben auch anders.
Lines
VÖ: 27.01.2017
Dumont Dumont (Rough Trade)
Charlie Cunningham @ Home | @ Facebook
„Lines“ @ Amazon kaufen