San Fermin – Belong

San Fermin

San Fermin sind so etwas wie eine Indie-Big-Band – sieben MusikerInnen und ebenso vielfältige wie bunte Einflüsse. Von Songwriter und Mastermind Ellis Ludwig-Leone gegründet und zusammengehalten, wurde aus dem einstigen Soloprojekt mit Sitz in Massachusetts längst eine unwahrscheinlich spannende Band, die immer wieder für Überraschungen gut ist. Zwei SängerInnen, Trompete, Violine und Saxophon sorgen neben dem typischeren Teil des Line-ups für ungewöhnliche Arrangements. Das bereits dritte Album „Belong“ sprüht nur so vor Spielfreude.

Während Charlene Kaye stellenweise an Lykke Li erinnert, bemüht Allen Tate eher einen Hauch von Northern Soul mit britischen Soft-Indie-Charme Marke Elbow – eine ungewohnte wie reizvolle Mischung, gerade wenn beide Welten miteinander kollidieren. Im vorab ausgekoppelten Titelsong haben beide ihre butterweichen Strophen, ehe sie im nicht minder sanften Refrain schließlich zusammentreffen – balladeskes Slowfood mit großen Gefühlen. Es soll dies eine Ausnahme bleiben, denn abgesehen von wenigen Passagen haben die beiden sonst die Songs für sich.

Tate gibt in „Better Company“ stellenweise den Daniel Merriweather mit einem Hauch von Soul-Schmelz in der Stimme. Zwischen wilden Saxophon-Exkursen und sanftmütigem Pop-Charme im Refrain ist einer der Hits dieser Platte schnell abgehandelt. Ähnliches gilt für „No Promises“, Kayes Showcase. Eingängiger Electro-Pop mit skandinavischer Ausrichtung breitet sich in Windeseile aus und nimmt nach und nach bedächtige Indie-Züge an. Im eröffnenden „Open“ tänzelt sie hingegen durch avantgardistische Synthi-Sounds. Schnell zeigt sich, dass sie eher für den elektronischen Sektor zuständig ist, während Allen Tate organischere Indie-Sounds übernimmt. Sein „Cairo“ lebt harmonische Leichtigkeit und fieberhaften Weltschmerz zu gleichen Teilen.

So ganz weiß man nicht, wo man San Fermin musikalisch einordnen soll, doch vielleicht macht gerade das die besondere Aura des Septetts aus. Elektronisch, organisch, synthetisch, poppig,  große Indie-Dramatik: „Belong“ ist all das und noch viel mehr. Auf einer gefühlvollen und doch energischen Reise durch das Selbst brechen die US-Amerikaner geschickt mit Konventionen und Erwartungen, und schreiben dabei vor allem richtig gute Songs am laufenden Band – eine spannende wie mitreißende Platte zum Immerwiederhören.

San Fermin - Belong

Belong
VÖ: 07.04.2017 (DL-Album)
Downtown/Interscope (Universal Music)

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