Woman – Happy Freedom

Woman

Ist der Erdkern in Wahrheit eine Discokugel? Das Cover zum ersten Album von Woman lässt dies vermuten. Die Wurzeln der Band aus Köln reichen bis ins Jahr 2012 zurück; bis sich das Trio jedoch musikalisch gefunden hatte, sollte es eine ganze Weile dauern. Irgendwo zwischen Electro, Disco, Psych und RnB gehen zehn aufs Vinylformat zugeschnittene Songs auf dystopische und (post-)urbane Sinnsuche. Schnell stellt man fest: „Happy Freedom“ ist nur eine Illusion. Oder doch nicht?

Bleibt man beim Vinyl-Layout, so fasst die A-Seite definitiv die etwas offeneren, positiven Songs Womans zusammen. Bereits der Opener „Dust“ legt luftig-leicht los, bleibt dabei aber stets nachdenklich – eine Art roter Faden, der sich durch sämtliche Albumtracks zieht. Setzen die Kölner hier noch auf Minimalismus, hebt das folgende „Marvelous City“ nach kurzer Distortion-Fanfare ein wenig ab und mutiert zum brodelnden Electro-Popper mit dystopischen Untertönen. Die grandiosen Funk- und Disco-Vibes von „Control“ toppen den sympathischen Wahnsinn sogar noch ein wenig.

Und die B-Seite? Noch nachdenklicher und deutlich düsterer, mutiert „Khung Bo“ (der vietnamesische Begriff für Terror) zur schonungslosen 80s-Hommage mit einem dezenten Hauch von Suicide, der unter den leidenschaftlichen, mit Schmelz und Hingabe dargebotenen Vocals brodelt. In „The End“ wagen sich Woman für wenige Momente zu weit hinaus, bremsen sich immer wieder selbst kurz und täuschen falsche Enden an, nur um schließlich eine geniale Synthi auszupacken. Das smoothe, minimalistische „NYD“ mit einem Hauch alt-J und Stateless entwickelt sich hingegen zum emotionalen Highlight der Platte.

Anfangs recht verquer, stellenweise sogar unnahbar angelegt, entfaltet „Happy Freedom“ seine volle Strahlkraft erst mit ein wenig Geduld. Kaum Verschnitt, unwahrscheinliche stilistische Vielfalt und musikalische Cleverness, die Genre-Grenzen mit Wonne sprengt – das konstante Springen zwischen den Jahrzehnten, gepaart mit dystopisch-aufwühlenden Visionen, bewegt. Womans Debütalbum will mit Kopfhörern entdeckt werden, denn auch nach dem x-ten Durchlauf tauch noch neue, bis dato unbekannte Facetten auf, die erneut überraschen. Mit viel Liebe zum Detail, musikalischer Offenheit und einer unwahrscheinlichen Portion Herzblut entstand – und entsteht – hier wahrlich Großes.

Woman - Happy Freedom

Happy Freedom
VÖ: 12.05.2017
Asmara Records / Jakarta (Rough Trade)

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