Turbonegro – RockNRoll Machine

Turbonegro

Kultig und zotig – nur wenige Bands vereinen diese beiden Begriffe so sehr wie Turbonegro. Happy-Tom und Konsorten rocken seit 1989 durch den Death-Punk-Zirkus, ihre großen Hits schreien nach Blut und stattlichen Seemännern. Mit dem Einstieg von Tony Sylvester wurde man ein wenig ruhiger, seit „Sexual Harassment“ sind knapp sechs Jahre vergangen. Auf „RockNRoll Machine“ wollen die Norweger alles anders machen und interpretieren alte Themen mit neuem Elan und deutlichem 80s-Faible.

Stellvertretend dafür steht die eröffnende Suite in drei Teilen, vor allem „Part III: RockNRollMachine“. Die aktuelle Single versucht sich, passend zum Artwork, an synthetischen Einflüssen. Vocoder und etwas prominentere Keyboard-Spielereien – es ist dies schließlich die erste gemeinsame Platte mit Neo-Tastenhauer Crown Prince Haakon-Marius – lassen den straighten, gemütlichen Rocker zunächst etwas glatt erscheinen. Nach ein paar Wiederholungen bleiben die feinen Hooks, das beherzte „Oi!“-Rufen und der kuriose Refrain jedoch hängen; einer der vielen unerwarteten Hits dieses Albums.

Was die anderen Vorboten bereits andeuteten, wird auf „RockNRoll Machine“ nun deutlich: Tony Sylvester singt deutlich ruhiger und weicher, nähert sich sogar stellenweise dem großen Hank von Helvete an. „Hot For Nietzsche“ haut immer noch rein, „Hurry Up & Die“ powert sich durch die Geschichte des Rock’n’Roll und „John Carpenter Powder Ballad“ geht als herrliche Hair-Metal-Parodie durch. Im räudigen „On The Rag“ zitieren Turbonegro unter anderem die Dead Kennedys und „Sweet Leaf“ von Black Sabbath im infernalen Finale – eine kuriose Randnotiz, auf die mit „Let The Punishment Fit The Behind“ ein dezenter Querverweis auf die apokalyptische Trilogie rund um den Jahrtausendwechsel folgt.

Anfangs noch etwas flach, wie so manche Turbonegro-Zote, macht sich „RockNRoll Machine“ nach ein paar Durchläufen ordentlich. Die Retro-Note unterhält und vertreibt die Zeit, etwaige Hits kristallisieren sich nach und nach heraus, dazu kommt die Zelebrierung kleinerer Schweinereien, die perfekt mit der auf „Sexual Harassment“ angedeuteten Biker-Breitbeinigkeit harmoniert. Ob Maschine oder nicht, die Apocalypse Dudes haben auch knapp drei Jahrzehnte nach Bandgründung immer noch hörbar Spaß und kurzweilige Ideen für ihre Turbojugend. Anders gesagt: Die Denim Demons reiten endlich wieder.

Turbonegro - ROCKNROLL MACHINE

RockNRoll Machine
VÖ: 02.02.2018
Burger Records (H’art)

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