The Drippers – Scandinavian Thunder

Einfach mal alle Verstärker auf Elf drehen und sehen, was passiert: The Drippers wissen, wie der Hase läuft. Ihr Debütalbum „Action Rock“ trägt nicht nur einen richtig guten Titel, es rannte im Sommer 2019 offene Türen ein. Der klassisch skandinavische 90s-Rock mit leicht punkigen Untertönen hallt immer noch ein wenig nach, mit der anschließenden Tour klappte es leider nicht so ganz. Macht aber nichts, dachten sich die drei Schweden, und schrieben stattdessen einfach neue Songs. Elf davon haben es auf „Scandinavian Thunder“ geschafft. Drin ist, was auf dem Etikett steht.

Los geht’s mit einem in allen Belangen perfekten Opener. Für wenige Sekunden schürt „5 Day Blues (2 Day Boogie)“ Zweifel, ob hinter dem seltsamen Intro immer noch derselbe Elan steckt. Dann legen The Drippers einen imaginären Schalter um und gehen durch die Decke. Fieberhafter, angepunkter Rock mit deutlichem Garagen-Einschlag und mehreren kleinen Soli brennt sich sofort ein. Ein ähnliches Konzept verfolgt „Rollin‘ Aces“, das mit seinem launischen Basslauf sogar Motörhead-Referenzen zulässt. Warzen sucht man vergebens und kriegt dafür das nächste druckvolle Powerhouse.

Überhaupt hat dieser Zweitling etwas von einem Siegeszug. Die unmissverständliche gute Laune, welche „Feel The Darkness“ ausspuckt, verdeutlicht die Verbindung zu Turbonegro – in Titel wie auch in Elan, von einer gewissen Abgründigkeit begleitet. Der „Dräparshuffle“ lässt die Muskeln spielen und ist wunderbar überdreht, während „Overload“ nach kurzem Anstarten die Schlagzahl immer höher und höher treibt. „Time For Some Action“ rückt schließlich das Mantra dieser Platte in den Mittelpunkt. Es geht über weite Strecken mit wachsender Begeisterung nach vorne, begleitet von einer bestens aufgelegten Rhythmusabteilung, röhrenden Vocals und vogelwilden, richtig schön abgehangenen Gitarren.

Vor allem aber lassen sich die Songs binnen kürzester Zeit mitbrüllen und unterhalten bereits in den eigenen vier Wänden vorzüglich. Wie das erst auf der Bühne sein mag? Vielleicht ist „Scandinavian Thunder“ im Mix etwas zu überschwänglich, opfert Ausdifferenziertheit der Lautstärke am Anschlag. Bei einer Platte, die im Grunde mit wachsender Begeisterung überrollt und für eine gute Zeit steht, ist das aber halb so wild. The Drippers bestätigen ihr starkes Debüt mit einem Rock-Feuerwerk, einer waschechten Energieleistung, die man nicht so leicht weglegen kann.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.12.2021
Erhältlich über: The Sign Records (Cargo Records)

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