Hookworms – Microshift
Wenn eine Band, die selbst bevorzugt mit Konventionen bricht, urplötzlich gegen zuvor etablierte eigene Konventionen verstößt, beißt sich die Psych-Katze dann in den eigenen Schwanz? Hookworms stellen keine abstrusen Fragen, liefern aber auch keine Antworten. Das Quintett aus Leeds erklärte das Aufnahmestudio kurzerhand zum zusätzlichen Instrument und konzentrierte sich auf experimentelle musikalische Küche. „Microshift“ ist Psych und Pop, Kraut und Indie zu gleichen Teilen.
Die beiden Singles, geschickt zu Album-Beginn platziert, könnten unterschiedlicher kaum sein. Zunächst übt sich das siebenminütige „Negative Space“ in ewigen Aufbauarbeiten, nur um schließlich treibende Alternative-Husarenritte, zackige Riffs und energische Vocals zuzulassen. Die Orgel schwingt ebenso mit wie mechanischer Unterbau, es bleibt stets lebhaft und in Bewegung bis zum kurzen Noise-Exkurs. Danach gibt sich „Static Resistance“ eine Spur eingängiger und poppiger, wohl aber nicht minder hibbelig. Hookworms stehen hörbar unter Strom und peitschen sich förmlich durch den Track, von unorthodoxen Klangexperimenten begleitet.
Linear ist an dieser Platte sowieso nichts, was wohl das gemeinsam mit Christopher Duffin eingespielte „Boxing Day“ am besten beweist. Ätherische Vocals, bissige Noise-Attacken und urplötzliches Ende in media res – mindestens so gewöhnungsbedürftig wie das ellenlange „Opener“, natürlich zur Album-Mitte platziert. Electro-Pionier Richard Formby dreht zur Stippvisite an den Reglern für minutenlange Synthetik-Flächen und krautige Anleihen, bevor der gängige Hookworms-Psych mit Indie Pop flirtet. Mit „Ullswater“ findet sich obendrein noch ein zweiter, elektronisch behafteter Gigant auf der Platte, dessen überdrehtes Sperrfeuer für Tiefgang sorgt und schließlich die Grundlage für ein episches Gitarrensolo gibt.
Warum einfach, wenn es auch Hookworms geht? „Microshift“ denkt den ohnehin bereits schrägen Sound der Briten konsequent weiter. Mehr Elektronik, mehr Experimente, ein Hauch von Kraut und ausladende Songstrukturen treffen auf Psych und Noise, stets in Pop- und Indie-Gefilde eingebettet. In anderen Worten: krass und sperrig in manchen Momenten, dann wieder unverschämt eingängig und geradezu hypnotisierend. Der Spagat verlangt eine weite Aufmerksamkeitsspanne, entlohnt dafür mit musikalischen Monstrositäten am laufenden Band. Kann man machen, soll man manchen, brennt sich ein.
Natürlich präsentieren Hookworms ihr neues Album auch live in Deutschland, und das zum ersten Mal überhaupt! Am 5. Februar kommen sie in den Berliner Privatclub – Tickets sind noch unter www.koka36.de erhältlich.
Microshift
VÖ: 02.02.2018
Domino Records (GoodToGo)
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